Starkes Gefälle in Sotschi

Auftaktsieg Beim Confed Cup hinterlässt die DFB-Elf gegen Australien einen disparaten Eindruck: Die Offensive überzeugt mit Schwung, die Abwehr wackelt bedenklich

Der größte Gewinner war Leon Goretzka, der an allen Toren beteiligt war

BERLIN taz/dpa | Beim Umzug nach Kasan hieß überraschend Cristiano Ronaldo die siegreichen deutschen Confed-Cup-Kicker willkommen. Im Innenhof des DFB-Teamhotels im Zentrum der Tatarenstadt an der Wolga lächelt der Weltfußballer überlebensgroß die Gäste an. Über die gesamte Wand eines Hauses erstreckt sich das bunte Gemälde, das den zwinkernden Weltstar zeigt. Bis Montag logierte der Europameister noch selbst mit seinen Portugiesen dort. Mit dem knappen 3:2 gegen Australien hat Joachim Löws Team den Grundstein dafür gelegt, im Turnierverlauf womöglich dem leibhaftigen Ronaldo auch auf dem Platz zu begegnen – aber frühestens im Halbfinale.

Erst einmal steht am Donnerstag (20.00 Uhr/ARD) die Kraftprobe um den Gruppensieg gegen die starken Chilenen an. „Chile ist eine andere Qualität als Australien. Da sind schon ein paar Weltklassespieler dabei“, erklärte Leon Goretzka, die erste große deutsche Entdeckung beim WM-Testlauf in Russland. Aber das Turnier sei ja auch dafür da, sich mit solchen Mannschaften zu messen.

Mit Goretzka, Julian Brandt und Lars Stindl haben sich auf Anhieb einige Akteure in den Vordergrund gedrängt. „In der Mannschaft ist in sehr kurzer Zeit eine sehr starke Energie entstanden“, lobte Löw. Aber dennoch blieb er mit Blick auf den weiteren Turnierverlauf vorsichtig: „Ich darf die Erwartungen auch nicht zu hoch stecken.“

Chile werde ein Spiel auf einem anderen Level, betonte er. „Da müssen wir schon schauen, dass wir die Stabilität über 90 Minuten halten können – und nicht nur über 60“, sagte der Bundestrainer angesichts der noch wackligen Defensive um Torwart Bernd Leno. Der 25-Jährige war der Verlierer des Abends. Bei beiden Gegentoren von Tommy Rogic und Tomi Juric machte er eine schlechte Figur. „Er hat vielleicht mal einen Fehler gemacht, aber das ist für mich kein Problem“, behauptete Löw. Gegen Chile wird aber ein anderer Keeper im Tor stehen.

„Wenn viele gute Fußballer auf einem Haufen sind, ist es vorne meistens leichter als die Abstimmung in der Abwehr“, sagte Kapitän Draxler zur Kluft zwischen offensivem Schwung und einer instabilen Defensive. Der größte Gewinner in Sotschi war indes der omnipräsente Goretzka, der an allen Toren mitgewirkt hatte. Das 1:0 von Stindl leitete er ein. Draxlers Elfmeter zum 2:1 holte er raus. Und sein bestes von sechs Länderspielen krönte der Mittelfeldspieler mit dem ersten Tor für Deutschland zum wichtigen 3:1.

Löw schwärmte geradezu von Goretzka, in dem er Richtung WM 2018 eine echte Konkurrenz für etablierte Weltmeister wie Sami Khedira sieht. „Er war sehr stark. Er war sehr präsent. Er hat sehr viel gearbeitet. Er hat Zweikämpfe gewonnen in der Defensive. Und was er wirklich überragend gut macht, sind die Läufe in die Tiefe aus dem Mittelfeld. Das macht ihn so gefährlich“, zählte Löw auf. „Er ist in einer sehr guten Form und macht einen sehr guten, fitten Eindruck.“