Förderinitiativen: Kämpfeum dieKunst
Hamburger Kunsträume
von Hajo Schiff
Wie entscheidend private Förderinitiativen, aber auch zeittypische Moden bis hin zu aggressiver Ablehnung für das Gelingen und Wirken der Kunst sind, kann diesen Sommer in den Ausstellungen zum 200. Geburtstag des Kunstvereins historisch betrachtet werden. Ab kommenden Donnerstag erinnert die Kunsthalle mit rund 50 Werken an die bewegte Geschichte des ältesten Kunstvereins in Deutschland, dessen Arbeit wesentlich auch für die spätere Gründung der Kunsthalle und des Museums für Kunst und Gewerbe war.
Jetzt im Besitz der Kunsthalle, war Caspar David Friedrichs berühmtes Gemälde „Das Eismeer“ schon 1826, zwei Jahre nach seiner Entstehung, auf der ersten Ausstellung des Kunstvereins zu sehen. Das gemeinsame Bestreben, die Künste zu fördern, war allerdings immer dem geschichtlichen Umfeld unterworfen. Gab es in der Kaiserzeit klare Geschmacksgrenzen, steigerte sich nach dem Ersten Weltkrieg der Einsatz für die Avantgarde, abrupt abgebrochen in der Zeit des Nationalsozialismus und wiederaufgenommen nach 1945. Auch das MKG beteiligt sich an den Jubiläumsausstellungen und dokumentiert mit der Sonderausstellung „Zur Belebung des Kunstsinns“ das kulturelle Umfeld der Kunstvereinsgründer.
Indes sollte man nun nicht glauben, Kämpfe um die Kunst seien nur noch museal. Das zeigt das Gezeter um Boran Burchhardts Vergoldung einer Fassade auf der Veddel. In der Auseinandersetzung mit dieser wunderbaren Kunstintervention scheint sich sogar ein Kampf einzelner Stadtteile um Beachtung durch Kunst zu mischen.
Dieses Wochenende beginnt auch die Altonale, die Künstler unter anderem mit Platz in etlichen Schaufenstern fördert. Diese Intervention ist allerdings durchaus populär – vielleicht auch, weil sie letztlich weniger die Kunst als das Selbstbewusstsein der Mottenburger stärkt. In St. Pauli wäre noch das letzte Wochenende des Müllprojekts auf dem Recyclinghof Feldstraße zu empfehlen und in Barmbek die Finissage der Gruppenausstellung „Concrete Dance“ (Sa und So, 12–18 Uhr) im Bunker am Museum der Arbeit.
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