LESERINNEBRIEFE
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Festhalten nicht akzeptabel

■ betr.: „Vattenfall will Brunsbüttel stilllegen“, taz.nord vom 2. 11. 2012

Endlich: Vattenfall will nun das stillgelegte Atomkraftwerk Brunsbüttel abreißen – aber nicht das ebenfalls stillgelegte Atomkraftwerk Krümmel. Dieses Festhalten Vattenfalls am Pannen und Leukämie-Reaktor Krümmel ist unverständlich, ist nicht akzeptabel. Denn die Liste der Ungereimtheiten des Atomkraftwerks Krümmel ist lang: Noch immer ist die Ursache des folgenreichen Trafo-Brandes vom 20. Juni 2007 nicht bekannt. Auch die Ursache für das Versagen des zweiten Trafos am 4. Juni 2009 ist nicht bekannt. Zudem ist das im Juli 2009 von der Landes-Atomaufsicht in Auftrag gegebene Gutachten zur Zuverlässigkeit des Krümmel-Betreibers Vattenfall nicht fertig! Fazit: Es besteht erheblicher, akuter Informationsbedarf. EUGEN PRINZ, Schwarzenbek

Mitarbeiter angegriffen

■ betr.: „Gewerkschaft macht ernst“, taz.nord vom 2. 11. 2012

Leider entspricht Ihre Reportage nur halb der Wahrheit. Ich bin einer der Nicht-Streikenden und seit rund einem Jahr in der Firma. Die Lohnstruktur sollte überarbeitet werden, was auch von der Geschäftsleitung großzügig vorgeschlagen wurde – und abgelehnt worden ist. Zu Beginn des Streiks wurde das Wachpersonal abgelenkt und der Betrieb sabotiert: Gabelstapler wurden im Zündschloss mit Sekundenkleber behandelt und Schlüsselbarte darin abgebrochen. Ebenso wurden sämtliche Werktore und Eingänge beschädigt. Nicht streikende Mitarbeiter wurden angegriffen und – bis zum Krankenhausaufenthalt – verletzt sowie bei Verlassen des Betriebs verbal attackiert. Name ist der Redaktion bekannt

Platz in unserer Mitte geben

■ betr.: „Geräumt und abgerissen“, taz.nord vom 6. 11. 2012

Hunderttausende Besucher sind über die Jahre nach Bad Segeberg und an die Freilichtbühne am Kalkberg gekommen, und die Stadt mit ihren Bewohnern empfängt sie stets mit großer Freude und Enthusiasmus. Aber nur wenige von ihnen kennen das Jugendzentrum „Hotel am Kalkberg“, das ebenfalls am Fuße des Kalkberges liegt und in dem jahrelang Jugendliche versucht haben, selbstbestimmt ihre Freizeit zu verbringen, zu feiern und sich einen selbstverwalteten Treffpunkt aufzubauen.

Doch hier hagelte es immer Kritik: Sie seien zu laut, zu chaotisch, würden Sachen zerstören, nicht den Auflagen der Stadt nachkommen et cetera. Es entbrannte ein Streit zwischen den Anwohnern /der Stadt Bad Segeberg und den jungen Leuten um das Hotel am Kalkberg, und nun wurde dieses Jugendzentrum von der Stadt geräumt, ohne dass es bisher eine Alternative gibt.

Wie es der Zufall will, findet zurzeit eine Ausstellung im Rathaus Bad Segeberg zur 75-Jahresfeier der Eröffnung der Freilichtbühne am Kalkberg statt. Damals, im Jahr 1937, kam Joseph Goebbels persönlich zur Einweihungsfeier. Ein Zitat des Gauleiters Lohse während dieser Feier geht mir nicht mehr aus dem Sinn. Als er damals die Segeberger Jugend an sich vorbeimarschieren sah, sagte er: „Ist diese Jugend nicht herrlich und unvergleichlich, die hier in straffer und froher Disziplin marschiert?“

Wir alle wissen, wohin diese Jugend marschiert ist! In den Krieg, Tod und Zerstörung. Ich hoffe, dass viele unserer Bürger diesen Satz gelesen und sich endlich einmal über unsere Jugend von heute gefreut haben, die so kritisch gegen rechtes Gedankengut eingestellt ist und sogar aktiv gegen rechte Provokationen vorgeht.

Lasst uns diese jungen Leute unten am Kalkberg willkommen heißen, wie wir die Gäste oben im Kalkbergstadion freudig begrüßen, und ihnen einen Platz in unserer Mitte geben, auch wenn sie manchmal laut feiern und wir auf sie schimpfen. Sie tragen – zumindest noch – nicht so viel Geld in die Kasse unserer Stadt, wie es vielleicht unsere Besucher tun, aber ihre kreativen Ideen und kritischen Gedanken sind von einem mindestens genauso hohen Wert. Es sind ihre Anregungen, ihr Widerstand und ihr Wille, Dinge verändern zu wollen, die wir Alten in dieser Stadt so nötig haben. RENATE HOFFMANN, Krems / Kreis Segeberg