Tennet schaltet Umwege

ENERGIEWENDE Der Stromnetzbetreiber kommt mit dem Anschluss der Offshore-Windparks in der Nordsee nicht hinterher, weil ihm das nötige Geld fehlt. Deshalb arbeitet er mit Übergangslösungen

Beim Anschluss der Offshore-Windparks greift Tennet der Planung vor

Die Firma Tennet hat den Schwarzen Peter unter den deutschen Stromnetzbetreibern, seit sie vergangene Woche als einziger von der Bundesnetzagentur nicht zertifiziert worden ist. Die Agentur bescheinigt Tennet damit, dass die Firma mangels Kapital nicht in der Lage ist, ihre Aufgabe zu erfüllen: die vielen hundert Megawatt Windstrom, die offshore erzeugt werden, ins Stromnetz an Land einzuspeisen (taz berichtete).

Zwar bestätigte die Agentur auch, dass die Firma nichts mit der Erzeugung und dem Vertrieb von Energie zu tun habe – was als Voraussetzung für einen diskriminierungsfreien Betrieb des Netzes gilt. Tennet habe aber nicht nachgewiesen, dass sie genug Geld habe, um das Netz zu betreiben und auszubauen. Dennoch darf Tennet weitermachen. „Die Zertifizierung ist keine Betriebsgenehmigung“, sagt die Bundesnetzagentur dazu.

Tennet erklärt seine Schwierigkeiten mit der derzeitigen Rechtslage: Die Bundesregierung plane lange im voraus, wann welche Windparks ans Netz gehen sollen, um einen „optimalen Ressourceneinsatz“ zu ermöglichen. Die Netzbetreiber müssten darum viel Geld in die Hand nehmen. Außerdem seien die Beträge, mit denen die Netzbetreiber für den verspäteten Anschluss eines Windparks haften soll, zu hoch. Es sei darum schwierig, Investoren zu finden, die sich an den Netzausbauprojekten beteiligten.

Beim Anschluss der Parks greift Tennet der Planung vor, indem sie den Bau der Windparks und die Netzanbindungen selbst zu koordinieren versucht. Wie Tennet kürzlich mitteilte, soll der Windpark „Deutsche Bucht“ so lange über die Anbindung eines anderen Windparks ans Netz angeschlossen werden, bis seine eigene Anbindung fertig ist. KNÖ