LeserInnenbriefe
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Triumph der Enthaltung

betr.: „Wer für Macrons Triumph bezahlt“, taz vom 13. 6. 17

Zum Wahlergebnis in Frankreich hättet ihr mal die Titelseite der konservativen Le Monde vom 13. Juni abbilden sollen, statt die Grafik des französischen Innenministeriums zu übernehmen. Laut Le Monde beruht „Macrons Triumph“ nicht auf 32,3 % der wahlberechtigten Franzosen, sondern auf mageren 15,39 %. Drei Viertel der Franzosen haben nicht für diesen Triumph der Political Public Relations gestimmt, die ihnen die unpopulärste Politik aller Zeiten – die von Sarkozy und Hollande – einfach nur in neuer Verpackung serviert. Wäre es nicht eine Schlagzeile, eine Analyse wert, dass die größte Stimmenthaltung in der Geschichte der französischen Demokratie (51,29 %) für die fast absolute Macht eines Präsidenten so gut wie keine Rolle spielt? MALTE RAUCH, Frankfurt am Main

Ehe zu dritt spart Pflegekräfte

betr.: „Ja Ja Ja“, taz vom 14. 6. 17

Sehr geehrte Redaktion, die staatliche Ehe dient der Absicherung, vor allem auch dem Schutz der Kinder. Mutterschutz, diese Absicherung war immer Kinderschutz, auch für die Kinder, die nicht in einer Ehe geboren wurden. Aber die Ehe ist meines Erachtens eine Zweierbeziehung. Da sind aller guten Dinge nicht drei, wobei es keine Rolle spielt, ob es heterosexuelle oder homosexuelle Paare sind, die zueinander stehen. Wenn es dem Staat bei der Ehe aber nicht mehr wie früher um Kinder geht, die geschützt werden sollen durch diese Institution, dann hat das weitere logische Folgen:

Zu Recht werden sich einmal Geschwister oder Freunde fragen, die im Alter einander eventuell pflegen, unterstützen, dadurch weniger arbeiten, warum sie eigentlich benachteiligt sein sollen, wenn es um Privilegien, Rechte und Geld geht, nur weil sie keinen Sex haben, nicht ineinander verliebt sind. Auch sie wollen zu Recht eine Absicherung und Rechte, die Liebespaare auch ohne Kinder haben.

In einer Ehe zu dritt könnten sich natürlich im hohen Alter zwei Ehepartner abwechselnd um den dritten Ehepartner kümmern, wenn er pflegebedürftig ist … MARTINA LENZEN, München

Privatinvestoren erobern Afrika

betr.: „Geschäfte statt Hilfe: Es merkelt in Afrika“, taz vom 14. 6. 17

Mehr Hilfe für Namibia? Deutschland verhandelt seit sieben Jahren über eine Entschädigung aufgrund des Genozids an Herero und Nama durch deutsche „Schutztruppen“! Mehr Hilfe für Ostafrika? Trotz des Genozids mit Hunderttausenden Toten wird hier bis heute noch nicht einmal verhandelt! Mehr Hilfe für Afrika: der Textildiscounter Kik will seine Billigproduktion in Afrika in diesem Jahr vervierfachen. „Partnerschaft“ bedeutet anscheinend rechtliche Garantien und Sicherheit für deutsche Privatinvestitionen. Waffenlieferungen in Konfliktzonen wie in Ägypten, Tunesien, Marokko oder im Kongo stoppen? Hungersnöte wie in Stellvertreterkriegsschauplätzen im Jemen, in Somalia oder Südsudan lindern bei G-20-Afrika? Weit gefehlt! Von wegen nachhaltig faire Handelsbedingungen mit der EU. Von wegen Wiedergutmachung erlittener „Unterentwicklung“ durch Europa. Von wegen Hilfe zur Selbsthilfe zum Aufbau eigenständiger staatlicher Strukturen – ohne korrupte Eliten.

JÖRN DARGEL, Berlin

Aufrüstungsdiplomatie

betr.: „Macht und Unterwerfung“, taz vom 13. 6. 17

Saudi-Arabien, Katar und Iran sind in das Blickfeld der „Geostrategen“ gerutscht. Ausdrücklichen Dank an die taz, dass ihr über die Verbindungen zu Kuwait, Oman und die Türkei aufklärt.

Die Abhängigkeit der Weltwirtschaft von Öl und Gas einerseits und die Partnerschaften zu Russland und USA/Israel andererseits erzwingen, dass wir uns mit der Region befassen, damit das Feld nicht zum Schlachtfeld wird. Die Wirtschaft der USA hängt am Tropf der Rüstungsproduktion. Die Probleme der Welt können aber nicht durch „einen Waffendeal in Höhe von 110 Milliarden Dollar“ gelöst werden. Auch nicht durch das altbekannte Divide et impera (Spalte und herrsche) Israels: „ … die größte Gefahr für die arabische Welt sei nicht Israel, sondern Iran.“ Die Friedensbewegung hofft sehr, dass Ihre Einschätzungen richtig sind. Rüstungsproduzenten werden wohl nie auf gewaltfreie diplomatische Lösungen setzen. Aber es scheint logisch, dass Teheran und Ankara den Versuch Saudi-Arabiens, unterstützt von den USA, sich als regionale Großmacht zu etablieren, verhindern wollen. Und das Anstreben eines Gleichgewichts ist ja schon besser als imperiale Großmachtsucht.

Danke, Bahman Nirumand, für diese Informationen.

NORBERT VOSS, Berlin

Zärtlicher Leserbrief der SPD

betr.: „Zarter Moment“, taz 10./11. 6. 17

Lieber Herr Schulte, wie ich als taz-Genossin die taz-Finanzen kenne, wird es keinen Etat für bezahlte Leserbriefe geben, um Ersatzparlamentskolumnenschreiber zu loben und aufzumuntern. Also springe ich ein. Ihre Kolumne über die Vorstellung des SPD-Rentenkonzeptes hat mir gut gefallen. Am meisten hat mich die Einschätzung des Rentenkonzeptes als „gar nicht so schlecht“ gefreut. Denn als SPD-Abgeordnete muss ich damit in den Wahlkampf gehen. Eine positive Einschätzung der taz bestätigt meine Hoffnung, dass ich damit nicht nur die Stammwähler*innen erreichen kann. UTE FINCKH-KRÄMER, Berlin