LESERINNENBRIEFE
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Weg mit kirchlichen Sonderrechten

■ betr.: „Diskriminieren mit Gottes Segen“, taz vom 10. 11. 12

Als Steuerzahlerin, die keiner Kirche angehört, ist es mir schon lange ein Ärgernis, dass der Staat diese Diskriminierungen finanziell möglich macht. Die Personalkosten von konfessionellen Kitas werden überwiegend aus staatlichen Steuermitteln gedeckt. Was wir brauchen, ist die Abschaffung von kirchlichen Sonderrechten sowie eine wirkliche Trennung von Kirche und Staat.

Bleibt bitte dran an diesem wichtigen Thema.

HANNELORE BELZNER, Weinstadt

Alternativen zu Banken entwickeln

■ betr.: „Und immer grüßt die Bank“, taz vom 9. 11. 12

Dieses Votum für die Banken („Es ist also zwingend, die Banken zu retten“) hat mich schon sehr gewundert. Das mit der durch eine Bankenpleite ausgelösten Deflation, die „kaum noch zu stoppen“ wäre, wäre für die Immobilienpreise ja eher unrealistisch (wenngleich wünschenswert). Die Lehman-Pleite wird allgemein sowieso überschätzt, da sie nicht ursächlich für die amerikanische Immobilienblase und die seinerzeit sowieso anstehende konjunkturelle Abschwungphase war. Und dann lese ich in der taz vom 10. 11.: „Neubaumiete: 4,78 Euro pro Quadratmeter“ von einem Modell aus Österreich, das mit einer Finanzierung à la Bausparkasse ganz ohne Banken auskommt. Und wenn Banken aus Furcht vor einem Konjunktureinbruch kaum noch dringend benötigte Investitionen bei Unternehmen finanzieren, gibt man billigstes Geld an die Banken, damit sich diese beim Weiterverleihen eine goldene Nase verdienen können. Es wird Zeit, Modelle zu entwickeln, die Alternativen zu den bisherigen Banken darstellen. HANS-ULRICH KOBIALKA, Bonn

Mieter müssen geschützt werden

■ betr.: „Gut wohnen soll bezahlbar sein“, taz vom 10. 11. 12

Mieterschutz muss endlich einen weit höheren Stellenwert als bisher erhalten. Im Grunde ist er ja ohnehin schon in gewisser Weise – indirekt über die garantierte Freizügigkeit – im Grundrecht enthalten: Wenn man frei in seiner Wohnortswahl ist, dann ist man auch darin frei, dass man eben nicht ohne Weiteres zum Verlassen seines Wohnraums gezwungen werden darf, schon gar nicht durch unverhältnismäßige Mietsteigerungen. Mieter sind nun einmal die Schwächsten im Immobilienmarkt. Nimmt man die Demokratie in ihrer Funktion als Schutz des Schwachen ernst, müssen also die Mieter geschützt werden, etwa durch Mietobergrenzen auch in den Stadtzentren. Salzburg macht vor, wie das funktioniert; und auch der Berliner Senat muss sich nur auf seine Politik in jenen Zeiten besinnen, in denen die funktionierende soziale Durchmischung in allen Stadtbezirken eine unbedrohte Selbstverständlichkeit war.

BERND-MICHAEL KABIOLL, Berlin

Regierende sind Gewählte

■ betr.: „Betreutes Regieren“, taz vom 5. 11. 12

Da heißt es: „mit … „Lebensleistungsrente“ drückt die Regierung ungewollt aus, wie wenig ihr die „Lebensleistung“ ihrer BürgerInnen wert ist.“ Ihrer BürgerInnen? So wie der König und seine Untertanen? Warum sollen „wir“ „denen“ „etwas wert“ sein? Wir haben sie gewählt und erwarten ordentliche Arbeit. Richtig ist ja die Kritik an dem, was reiche Gewählte für einen angemessenen Standard für den Lebensabend von Geringverdienern halten, aber die Formulierung beschreibt und suggeriert eine vordemokratische Situation. Die Regierenden als Herrscher, nicht als Gewählte wahrzunehmen, ist der erste Schritt zum Unpolitischen. SILKE KARCHER, Berlin

Die Macht der Bilder

■ betr.: „Die Rente ist unsicher“, taz vom 3. 11. 12

Muss das sein? „Wie viel Torte ist später noch drin?“ mit einem fettgelben Foto mit Sahnetorte und einer älteren Frau ohne Kopf (!)? Was will das suggerieren? Auf die Torte kann die Omi doch wohl verzichten, oder?! Da kann Altersarmut ja nicht so schlimm sein.

Die Rentnerin hat das Recht, im Ruhestand ohne Sorgen zu leben. Mit der Altersarmut, die sie einholen wird, wird es sicher nicht um Sahnetorte, sondern um medizinische Versorgung, bezahlbare Mieten und Ähnliches gehen. Auch wenn die taz in ihren Artikeln anders berichtet, wir wissen um die Macht der Bilder, und dieses hier ist einfach absolut daneben! EVA FISCHER, Frankfurt am Main

Dummerweise eine Frau

■ betr.: „Kranke Jungs oder kranke Umwelt?“, taz vom 7. 11. 12

Als Klassenlehrerin einer 7. Klasse (nur Jungs – und ich schätze jeden einzelnen von ihnen sehr) finde ich es immer wieder sehr aufmunternd, zu hören, dass ich doch eigentlich nichts richtig machen kann, weil ich dummerweise eine Frau in einem typischen Frauenberuf bin. Wenn doch Männer so genau wissen, dass nur sie ihren pubertierenden Geschlechtsgenossen die richtige Unterstützung geben können, warum fehlen sie dann so oft an den entscheidenden Stellen in Kindergarten und Schule? Wahrscheinlich, weil man u. a. als Pubertäts-Coach wesentlich mehr Ansehen und Geld bekommt. Das wissen sogar schon die Jungs aus der Reportage, trotz erfolgreicher Bewährungsprobe in Kindergarten und Altersheim.

JUTTA LOOSE, Mannheim