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: Hier spricht der Pressesprecher

Was weiß man eigentlich so über Pressesprecher? Außer, dass diese Spezies der Kommunikationsarbeiter einer anderen Art derselben Gattung, nämlich der Journaille, natürlich reichlich suspekt ist. Wenig? Fast nix? – Eben.

Also hat der Bundesverband der Presseprecher (BdP) zusammen mit der Universität Leipzig Licht ins eigene Branchendickicht zu bringen versucht. Das gestern stolz beim Berliner Kommunikationskongress des BdP präsentierte Ergebnis: Der deutsche Durchschnittsspressesprecher ist 40 Jahre alt, macht den Job seit neun Jahren, hat zu mehr als drei Vierteln studiert und verdient hübsche 6.370 Euro im Monat. Es sei denn, er gehört zu den aktuell 40 Prozent an Sprecherinnen. Dann gibt es satte 1.000 Euro weniger.

Da der Job zumindest in den älteren Jahrgängen (40 aufwärts) noch überwiegend den Alphamännchen vorbehalten ist, werden diese „Probleme mit der Einkommensstruktur“ (Uni-Prof. Günter Bentele) recht interessant interpretiert: Bei den Sprechern finde nämliche derzeit eine „feminine Aufholjagd“ statt. Doch wenn frau weiterhin weniger verdient, werde ja in einem Unternehmen oder einer Organisation für die Pressesprecherei insgesamt weniger gezahlt – und das könnte das „Ansehen des Berufs innerhalb der Organisation“ schwächen. Hmm.

Und wie sieht es mit der täglichen Arbeit aus? Fast alle wollen ihrer Firma/Laden/Partei ein „positives Organisationsimage“ verpassen. „Transparenz schaffen“ steht dabei aber nur für knapp 40 Prozent oben auf der Agenda. Ein offenbar hingenommenes Manko – dass JournalistInnen gegenüber PR weiterhin misstrauisch sind, führt zwei Drittel der PressesprecherInnen völlig zu Recht auf „widersprüchliche Kommunikation“, „Verschleierungstaktik“ und „unethisches Verhalten“ zurück.

Beispiel gefällig? – Bitte sehr: Denn die Studie stellt natürlich auch Pressesprechers Gretchenfrage: Darf er/sie lügen? Mit dreist-ehrlichem „Ja!“ antworten gerade mal 40 von fast 700 Befragten. Und was sagt die überwältigende Mehrheit (82 Prozent): Natürlich „Nein – aber er darf bestimmte Sachverhalte auslassen“. Bah!

Der Anteil an JournalistInnen, die hohes Vertrauen in PR-Praktiker haben, liegt nach einer Studie derselben Uni Leipzig übrigens bei exakt drei Prozent. STG