LeserInnenbriefe
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Benno Ohnesorg. Die Nachbarn

betr.: „Eine deutsche Geschichte“, taz vom 2. 6. 17

Hallo, liebe taz, eine gute Idee, die Bilder vom 2. Juni! Denkwürdig, was für Zeiten wir hatten. Und es bringt mir eine ganz persönliche Kindheitserinnerung an jenen Tag zurück, die es vielleicht wert ist, nachgetragen zu werden. Sie passt ganz gut zu den Bildern und der Stimmung damals. Ich wohnte zu der Zeit in Hannover-Wülfel. Bei einem Spaziergang mit einer Nachbarin der Mutter von Benno Ohnesorg fiel in aller Aufregung der Satz, der mich so seltsam berührt hat, weil ich ihn als so herzlos empfand und deshalb auch nicht vergessen habe: „Das musste mit dem Benno ja so enden! Dieser Spinner! War immer schon so komisch und in sich gekehrt. Und muss dann auch noch Philosophie oder so was studieren.“(Die Nachbarfamilie besaß eine Fabrik.) Die große Schwester meiner Freundin war zu der Zeit mit einem Perser aus der Auslandsopposition des Schahs befreundet, was geheim bleiben musste. Diese Opposition hatte vor allem zwei Standorte: Hannover und Bonn. ILONA HORN, Marburg

Pink Floyds Animal Farm

betr.: „Mit Fake Facts zum Ausstieg“, taz vom 2. 6. 17

Roger Waters, ehemaliger Hauptsongschreiber von Pink Floyd, teilte in dem sozialkritischen Album „Animals“ aus dem Jahre 1977 die Menschen in 3 Kategorien ein:

Die Hunde (dogs) sind die kapitalistisch orientierten Menschen, die nur an Geld interessiert sind, sich nicht um ihre Mitmenschen kümmern und für den Profit sogar über Leichen gehen.

Die Schweine (pigs) sind die Moralapostel, die den Menschen predigen, wie sie sich zu verhalten haben. Dabei würden gerade diese Menschen die meisten Fehler machen und sich besonders unmoralisch verhalten.

Zu den Schafen (sheep) gehört die breite Masse, die sich von den Hunden (dogs) ausnutzen und von den Schafen (sheep) ihre Lebensweise vorschreiben lässt, Dinge nicht hinterfragt, sondern sich von anderen leiten lässt. Diese Schafe haben keine eigene Meinung und wollen einfach nur ihre Ruhe haben und ihr Leben genießen.

Musikalisch mag das Album vielleicht nicht zu den größten Werken der Gruppe gehören, auch wenn „Dogs“ für mich zu den besten Rocksongs aller Zeiten zählt, aber inhaltlich hat es mich ein ganzes Leben lang begleitet und in meiner gesellschaftspolitischen Kritik geprägt.

Das Werk ist genau 40 Jahre alt – aber die Zeit scheint gesellschaftspolitisch stehen geblieben zu sein.

ALFRED KASTNER, Weiden

Die NSU-Ignoranz der Medien

betr.: „Wir waren blind“, taz vom 24./25. 5. 17

Wirklich erschreckend, wie schnell und unkritisch die Medien in Deutschland auf den Zug aufsprangen, die Ermordung Enver Şimşeks und weiterer türkischer Mitbürger sei wohl der türkischen Mafia und Ähnlichem geschuldet. Das hat Konrad Litschko überzeugend dargelegt. Notwendig ist es aber auch, den Humus für diese bereitwillige Ignoranz der Journalisten genauer zu untersuchen.

Was verleitete erfahrene kritische Medienmacher dazu, völlig unkritisch irgendwelchen Spekulationen hinterherzulaufen? War es das Anbiedern an einen rassistischen Mainstream, der die Mär verbreitete von den Türken, die letztlich selber schuld sind daran, dass man sie tötet? Was versprach man sich von solchem berufsstandeswidrigen Verhalten? Und laufen nicht heute noch etliche Helfer, Helfershelfer und Mitwisser der NSU-Mörder frei herum? Es wäre lohnend, das genauer zu untersuchen. Auch wenn einem angst und bange werden kann bei diesen Gedanken. MANFRED VOLBERS, Friedrichsdorf

Smart strahlende Köpfe

betr.: „Gebt Kindern Aufmerksamkeit“, taz vom 31. 5. 17

@Hallo Frau Laaff, wenn Sie Lust haben, machen Sie mal das Experiment und registrieren, wie lange ein voll aufgeladenes, angeschaltetes Smartphone (beziehungsweise ein sich im Flugmodus befindliches) benötigt, bis es entladen ist. Diese Differenz ist, einfach gesagt, die Energie, die irgendwo hin muss, zum Beispiel in die Köpfe der AnwenderInnen.

Die Reduktion der BLIKK-Studie auf ein psychologisches Problem wird der Sache nicht gerecht. Ein Smartphone welches angeschaltet ist, gibt ständig hochfrequente Strahlung ab, wenn die SMS, der Anruf oder die E-Mail kommt oder einfach nur so, um dem nächsten Sendemast regelmäßig zu sagen: ich bin noch da.

Dass diese Strahlung biologisch aktiv ist, also direkten Einfluss auf den Zellstoffwechsel hat, ist mittlerweile wissenschaftlicher Konsens. Es gibt bestimmte Nervenzellen im Gehirn, die sich mit den gleichen Frequenzen „unterhalten“ wie sie von WLAN-Sendern emittiert werden. Besonders weit dringen diese Strahlungen in die Köpfe von Kindern und Säuglingen ein, sie haben kleinere Köpfe und dünnere Schädelwände.

Selbst die industrienahe WHO musste diese hochfrequente Strahlung mittlerweile als potentiell krebserregend einstufen.

Ich finde die Ergebnisse der BLIKK-Studie aus biologischer Sicht daher im höchsten Maße nachvollziehbar. Die Aufmerksamkeitsstörungen, um die es im Interview mit dem Psychologen G. Milzner geht, sind nur ein kleiner Teil der Wahrheit. Die mittlerweile am schnellsten wachsende, größte und mächtigste Industrie der mobilen Endgeräte hat es bis heute geschafft, diese Wahrheiten aus dem öffentlichen Leben fernzuhalten; Politiker ziehen mit, die taz leider auch.

FRANK DÖRR, Freiburg im Breisgau