BENNO SCHIRRMEISTER ÜBER BREMER KINDERSCHUTZ
: Auf dem besten Weg

Wer verunsichert ist, kann niemandem helfen: Dass die Bremer SozialarbeiterInnen von Amts wegen verunsichert wurden, hat zu dem Versagen der Jugendhilfe geführt, das mit dem Namen Kevin verbunden ist. Und der Fall Kevin hat sie bundesweit an den Pranger gestellt. Dass und wie sich das Kinderhilfesystem seither aus dieser Schockstarre löst, verdient Respekt.

Wahr ist: Ganz ohne Geld wäre es dazu nicht gekommen. So war die teure Personal-Entscheidung, den verbeamteten Sozialamtsleiter spazieren gehen zu schicken eine unverzichtbare Investition. Sonst hätte der nämlich weiter Angst und Schrecken unter seinen MitarbeiterInnen verbreitet. Auch ist es nützlich, dass die Bedeutung des Themenfelds erkannt und es, trotz Haushaltsnotlage, insgesamt besser ausgestattet wurde.

Wichtiger war es aber, die Probleme nicht auf Geldmangel zu reduzieren. Sondern die strukturellen Fehler in den Blick zu bekommen, und sich zu trauen, das eigene Selbstverständnis zu erneuern – weg von der Kontrollbehörde, in der jeder Case-Manager ganz für sich seine Akten betreut, hin zum Netzwerk unterschiedlicher Systeme, die kommunizieren und voneinander lernen: Vielleicht ist das alles noch nicht gut, weil man noch immer mehr Mangel als Ressourcen zu verwalten hat. Aber der Weg ist zweifellos der beste.