Er bleibt bei seiner Linie

Kultur Volker Ludwig, Gründer des Grips Theaters, wird heute 80 Jahre alt

Schuf ein völlig neues Jugendtheater: Volker Ludwig Foto: M. Balk/dpa

Zuletzt machte seine „Linie 1“ Station in Athen. Nächster Halt für Volker Ludwigs Kultmusical wird Peking sein. Und am Berliner Grips Theater steht das Stück über das Landei in der Großstadt natürlich auch immer auf dem Programm. „Wir spielen die Urfassung von 1986 mit Mauer und D-Mark“, sagt Grips-Gründer Ludwig, der am heutigen Dienstag seinen 80. Geburtstag feiert. Die „Linie 1“ sei quasi die Lebensversicherung der berühmten, aber finanziell immer knapp wirtschaftenden Kinder- und Jugendbühne.

Der am 13. Juni 1937 in Ludwigshafen am Rhein als Eckart Hachfeld geborene Ludwig hat die Bühnenkunst für Kinder und Jugendliche in Deutschland revolutioniert. Der Grips-Gründer war Pionier des modernen Kindertheaters und holte die Realität auf die Bühne. Als „antiautoritäres Theater“ hatte das Grips Vorbildfunktion für ganze Schüler- und Lehrergenerationen nach der Studentenrevolte von 1968. Statt Märchen bekamen die Kinder Stücke gezeigt, die sich mit ihrem Alltag und ihren Sorgen beschäftigten. Das ist bis heute so geblieben. Eine Grips-Produktion müsse den Nerv der Zeit treffen, sagt Ludwig. „Wir haben ein sehr mutiges Stück über die Terrormiliz ‚Islamischer Staat‘ im Programm. Es gibt Stücke über Cybermobbing, Obdachlosigkeit und die unterschiedlichen Möglichkeiten des Zusammenlebens.“

Zu seinem 80. Geburtstag hat sich Ludwig entschlossen, die Leitung des Grips Theaters in jüngere Hände zu legen. „Mit Philipp Harpain habe ich einen Nachfolger gefunden, mit dem ich sehr glücklich bin.“ Aber Ruhestand ist nichts für den Viel-Schreiber und Theatermanager, in dessen Grips noch heute der 68er-Gedanke von der Selbst- und Mitbestimmung gelebt wird. Er werde weiter schreiben. „Ich war ja immer nur der Schreiber, der das Theater gegründet hat, damit seine Stücke so auf die Bühne kommen, wie er es sich erträumt hat.“

Premiere zum Geburtstag

Seinen Geburtstag wird Ludwig am 17. Juni mit der Premiere einer Neubearbeitung seines im Jahr 1980 uraufgeführten Erwachsenen-Stücks „Eine linke Geschichte“ feiern. „Es ist das persönlichste Stück“, sagt Ludwig über den ironischen Rückblick auf die Westberliner Studentenbewegung. (dpa)