1.328 kleine Tröpfchen zum Schutz der Weltmeere

UNO Die Rettung der Ozeane beruht bislang nur auf unverbindlichen Selbstverpflichtungen

Sri Lanka: Müll aus dem indischen Ozean Foto: ap

STOCKHOLM taz | Mikael Karlsson spricht von einem Erfolg: „Und einen Erfolg muss man auch einen Erfolg nennen“, sagt der Umweltwissenschaftler an Stockholms Königlich-Technischer Universität und Vorsitzender des Europäischen Umweltbüros EEB. Solch eine positive Bilanz ziehen die meisten Beobachter über die am Freitag zu Ende gegangene erste Ozeankonferenz der Vereinten Nationen allerdings nicht. Im Gegenteil. Es sei zwar wichtig, dass die Konferenz überhaupt stattgefunden habe, aber deren Ergebnisse seien „erschreckend mager“ klagt Steffi Lemke, Naturschutz-Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion. Und mit ihrer Kritik an einer „windelweichen Abschlusserklärung“ steht sie nicht allein.

„Ein bisschen mehr Impulse“ hätte auch Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) gerne gesehen. 1.328 Selbstverpflichtungen für Meeresschutzprojekte hatte die Konferenz in New York am Ende von den Staaten, aber auch Unternehmen, Forschungsinstituten und NGOs eingesammelt. So wie die Indonesiens, das verspricht, den Plastikmüll um 70 Prozent zu reduzieren oder von sechs Fischereiunternehmen aus Norwegen, Japan und Thailand, die sich zum Ziel eines „nachhaltigen Fischfangs“ bekennen. Großbritannien kündigt die Ausweisung neuer maritimer Schutzzonen an; eine Ferieneinrichtung auf Mauritius plant, bis 2019 Plastikflaschen durch ­Glasflaschen zu ersetzen; Anrainerstaaten von Nord- und Ostsee wollen darauf hinarbeiten, bis 2020 Mikroplastik in Kosmetikprodukten zu verbieten.

Seitens der USA: Fehlanzeige. „Wir mussten leider konstatieren, dass es keine einzige Selbstverpflichtung aus Washington gab“, beklagt Isabella Lövin, Schwedens Ministerin für Klimafragen und Entwicklungszusammenarbeit: „Die Bundesregierung der USA hat sich nun auch in dieser Frage isoliert.“ Um so mehr sei es zu begrüßen, dass einzelne Bundesstaaten wie Kalifornien und Oregon stattdessen die Initiative ergriffen hätten und eine Reihe von Selbstverpflichtungen eingegangen seien. Insgesamt sei zumindest von keinem Teilnehmer die Erkenntnis in Frage gestellt worden, dass „die Ozeane nicht mehr die Müllkippe der Welt sein können“.

Das große Manko der Konferenz: Alle Verpflichtungen sind unverbindlich, ihre Umsetzung ist freiwillig. Eine Koordination der Arbeit und ein Organ, dass die Realisierung der angekündigten Maßnahmen registrieren oder überwachen soll, ist zwar diskutiert, aber nicht beschlossen worden.

Letztendlich hänge die Zukunft der Meere damit weiterhin vom Willen der nationalen Regierungen ab, konstatiert Lövin, die federführend verantwortlich für die von Schweden und den Fidschi-Inseln arrangierte Konferenz war. „Wir sind ja nicht fertig, das war erst der Startschuss, jetzt beginnt die Arbeit.“ Schweden und Monaco wollen im Oktober in Monaco eine Nachfolgekonferenz speziell zu Umweltschutzfragen in der Ostsee und im Mittelmeer veranstalten. Die nächste Ozean­konferenz der Vereinten Nationen soll dann 2020 stattfinden und von Portugal und Kenia vorbereitet werden.

Die neue US-Regierung hat sich mal wieder aus allem herausgehalten

Reinhard Wolff