Porträt
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Nur Tennis im Kopf: Shaline Pipa Foto: Sybille Schmidt

Dei Bilderbuch-Karrieristin

Dem Aufstieg folgt bald der Umzug. Für Shaline Pipa ist es nach sechs Jahren Zeit, Hannover zu verlassen. Nichts gegen den DTV Hannover und dessen 1. Damenmannschaft. Doch das 18 Jahre alte Ass plant eine Karriere im ganz großen Tennis. Dafür wird sie künftig mehr unter der Regie von Bundestrainerin Barbara Rittner in Stuttgart trainieren. Die Juniorenturniere in Wimbledon und New York sind ihre Nahziele, dann der Einstieg in den internationalen Profizirkus. Andere haben als Kinder in die Freundschaftsbücher gekritzelt, sie wollen Lehrerin, Ärztin oder Mutter werden. Bei Shaline Pipa stand in der Rubrik „Traumberuf“ schon immer: Tennisprofi.

Nach dem gestrigen Heimsieg gegen den LTTC RW Berlin ist der DTV Hannover ungeschlagen in die 1. Bundesliga aufgestiegen – ein beachtlicher Sprung. Das flotte Tennis, das hier in der Regel vor ein paar Hundert Zuschauern gespielt wird, ist entweder Ein- oder Ausstieg. Ex-Weltklassepielerinnen wie Patty Schnyder und Anna-Lena Grönefeld verdienen dort im Herbst ihrer Karriere gutes Geld und haben Spaß. Talente wie Shaline Pipa holen ihre ersten Siege im Damenbereich.

Im Vergleich zu dem, was die Rechtshänderin vorhat, ist die Bundesliga eigentlich Pipikrams. Aber solche Punktspiele mit einem illuster besetzten Team bescheren wichtige Erfahrungen. „Es ist einfach cool, Teil einer solchen Mannschaft zu sein“, findet Pipa.

Der DTV Hannover gehört nicht zu Deutschlands feinsten Tennisvereinen. Neben Schnyder und Groenveld spielen dort zwei Spanierinnen, zwei Slowakinnen, eine Kroatin und jede Menge Talente wie Shaline Pipa. Auch sie punktet für das Team fast nach Belieben und lernt dabei von den gestandenen Profis an ihrer Seite.

Das ist kein Zufall. Shaline Pipa gilt als Musterbeispiel dafür, was der Deutsche Tennis-Bund (DTB) und der DTV Hannover wollen. Schon im Alter von zwölf Jahren ist Pipa ohne ihre Eltern von Ahlhorn nach Hannover gezogen. Sie lebt seitdem im DTB-Leistungszentrum, in dem auch schon Boris Becker und Stefanie Graf trainiert haben. Der Spagat zwischen Schule und Leistungssport verlangt große Disziplin. Und wer das Heimweh nicht besiegt, wird scheitern. „Ich habe den Schritt nie bereut. Es macht wirklich Spaß“, versichert Pipa, die schon seit Jahren nur für das Tennis lebt.

Sie hat auf der Anlage im Zoo-Viertel stets unter besten Bedingungen trainiert und will das so schnell nicht vergessen. In den nächsten Monaten fliegt sie um den Globus und möchte bei wichtigen Turnieren Punkte für die Weltrangliste sammeln. „Aber ich werde auf jeden Fall weiter für den DTV Hannover spielen“, sagt sie. Christian Otto