OFF-KINO
: Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet

Weltweit gilt Hayao Miyazaki als einer der bedeutendsten Animationsregisseure überhaupt, doch viele seiner frühen Filme sind in Deutschland nie ins Kino gekommen. Eine Möglichkeit, die von eindrucksvollem Detailreichtum gekennzeichneten Meisterwerke einmal in 35-mm-Kopien auf der Leinwand zu erleben, ergibt sich nun in einer Miyazaki-Retrospektive im Zeughauskino. „Tonari no Totoro – Mein Nachbar Totoro“ (1988) und „Majo no Takkyubin – Kikis kleiner Lieferservice“ (1989) gehören zu meinen Lieblingsfilmen und sind die wohl kindgerechtesten Filme Miyazakis – zwei gleichwohl überaus komplexe Geschichten um starke junge Mädchen, die ihren Platz in der Welt suchen. „Tonari no Totoro“ erzählt von einem Sommer, den die zehnjährige Satsuki und ihre vierjährige Schwester Mei nach einem Umzug in einem noch ländlichen Tokioter Vorort erleben: ein Film geprägt von überschäumender Fantasie und einer tiefen Verbundenheit mit der Natur, die stets voller Wunder steckt. Die Heldin in „Majo no Takkyubin“ ist hingegen die Hexe Kiki, die an ihrem dreizehnten Geburtstag mit Begeisterung und Zuversicht ganz allein in die Welt hinauszieht und sich durchbeißen muss: eine Geschichte vom Entwickeln der eigenen Stärke. Eröffnet wird die Reihe mit „Prinzessin Mononoke“ (1997), einem in mythischer Zeit spielenden Fantasy-Epos um das aus den Fugen geratene Gleichgewicht zwischen Natur, Göttern und Menschen, das auch Miyazakis beständiges Interesse an Themen wie Materialismus, Industrialisierung und Umweltzerstörung aufzeigt.

ab 13. 11. im Zeughauskino

Tonke Dragts abenteuerlicher Coming-of-Age-Roman „Der Brief für den König“ aus dem Jahr 1963 gehört zu den großen Klassikern der europäischen Jugendliteratur. Verfilmt wurde es 2008 von Regisseur Pieter Verhoeff als niederländisch-deutsche Koproduktion: Die im Mittelalter spielende Story um den Knappen Tiuri, der, einem Hilferuf folgend, seine letzte Prüfung vor dem Ritterschlag auslässt, um ein wichtiges Schriftstück zum König des Nachbarreiches zu bringen, überzeugt sowohl mit schönen Landschaftsaufnahmen in Eis und Schnee wie mit den beiden Hauptdarstellern Yannick van de Velde und Quinten Schram als jugendliche Helden Tiuri und Piak, denen auf ihrer gefährlichen Reise zum Erwachsenendasein rote und graue Ritter, Wegelagerer und Meuchelmörder das Leben schwer machen.

14. 11. Kino Kiste

Da die (Selbst-)Zensurbestimmungen der amerikanischen Filmindustrie weitgehend auf den Moralvorstellungen der katholischen Kirche beruhten, war es eigentlich nicht möglich, dass auf der Leinwand ein unverheiratetes Paar gemeinsam die Nacht in einem Zimmer verbringt. Was also tun, wenn die Dramaturgie dringend nach einer solchen Situation verlangte? Wer die Antwort kennen lernen möchte, schaut sich Frank Capras klassische Komödie „It Happened One Night“ (1934) an und sieht, wie Claudette Colbert und Clark Gable das Problem lösen.

13. 11. im Zeughauskino

Lars Penning