LESERINNENBRIEFE
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Katholiken nach Berlin

■ betr.: „Die ostdeutsche Verheißung“, taz vom 12. 11. 12

Ines Pohl hat mit ihrem Kommentar vollkommen recht. Es ist doch deutlich: Seit sich die Protestanten in Berlin festgesetzt haben, wird zusehends der Sozialstaat zerschlagen. Die Nähe der Protestanten zum Kapitalismus und zum Feudalismus ergibt sich ja schon aus Luthers Biographie (Wer war noch mal sein Gönner?!). In diesem Kontext gab auch Exbischoff Huber seinerzeit Laut: Der Kapitalismus bedingt den Protestantismus. Wenn schon Christen in Berlin, dann bitte mehr katholische Soziallehre! PAUL MURAS, Möglingen

Auf dem Weg zum Kirchenstaat

■ betr.: „Klares Votum für Rot-Grün“, taz vom 12. 11. 12

Hallelujah: In einem Jahre werden wir nicht nur eine Pfarrerstochter als Kanzlerin haben, sondern auch eine Pastorengattin als Vizekanzlerin und obendrauf als Sahnehäubchen einen leibhaftigen Pfarrer als Bundespräsidenten. Deutschland auf dem Weg zum Kirchenstaat, die protestantische Antwort auf den Vatikan.

JÖRG GRAFF, Hamburg

Aus Grün wird Schwarz

■ betr.: „Die Auferstandene“, taz vom 12. 11. 12

Prima! Und somit entrücken die Grünen mit der neuen Spitze um Trittin und Göring-Eckardt noch ein Stück weiter ihres sozialen Denkens. Eine Spitze, die die Hartz-IV-Reform vorantrieb. Und nun erneut eine Spitze, die von Menschen lernen, die sich hundert Mal bewerben mussten und mit wenig Geld ihre Kinder ernähren müssen. Ein Hohn gegenüber allen Langzeitarbeitslosen. Und ein Vergessen ihrer sozialen Ursprungswerte. Die Welt ist mehr als eine Energiewende. Und aus Grün wird Schwarz.

INGE HANNEMANN, Hamburg

Klug und differenziert

■ betr.: „Klares Votum für Rot-Grün“, taz vom 12. 11. 12

Die Nominierung der beiden Spitzenkandidaten der Grünen scheint klug und differenziert. Glückwunsch! Als gewöhnliche/r Bürger/in hätte man zur/zum Nicht-Wähler/in mutieren können, wenn Claudia Roth nominiert worden wäre: Ihr Gut-Mensch-Gekreische ist nicht mehr zu ertragen, auch wenn ein Journalist heute meint, das würde die Partei „emotionaler“ machen. Unwählbar wäre zutreffend. VITA HEIDENREICH, Stuttgart

Kompromisslos und ehrlich

■ betr.: „Die Arme der Partei“, taz vom 13. 11. 12

Respekt! Claudia Roth geht einem manchmal auf den Wecker, dass sie aber weitermacht nach der Klatsche, die ihr die Basis verpasst hat, ist bewundernswert! Claudia Roth steht als Mitbegründerin der Partei so extrem hinter den Zielen ihrer Partei, dass es manchmal nervt. Andererseits sollte man wohl anerkennen, dass sie tatsächlich hinter dem steht, was sie sagt – kompromisslos und ehrlich. Diese Eigenschaften ermöglichen, dass man beziehungsweise Frau ihr manche Penetranz verzeiht. IMME KLEE, Hamburg

Es die Stiftung Zurückgeben

■ betr.: „Nazi-Vermögen sinnvoll einsetzen“, taz vom 13. 11. 12

Ich halte Volker Becks Vorschlag für sehr sinnvoll, möchte dem aber etwas hinzufügen: Es gibt ja die Stiftung Zurückgeben (die taz hat mehrfach darüber berichtet), die sich zur Aufgabe gesetzt hat, Erbe oder dessen Erlöse aus Nazivermögen oder Erlöse aus in der Nazi-Zeit zu Unrecht erworbenem Vermögen zu sammeln und damit jüdische Künstlerinnen zu fördern. (Näheres unter www.stiftung-zurueckgeben.de). Ich finde, das ist genau der Ort, wo das Vermögen der Hanns-Seidel-Stiftungs-Mäzene hingehört. HEIKE BRANDT, Berlin

Mit Bürgergeld geprasst

■ betr.: „Steinbrück spendet Stadtwerke-Honorar“, taz vom 9. 11. 12

Man mag Steinbrücks Nebeneinkünfte normal finden oder nicht. Ein Skandal ist es auf alle Fälle, wie ausgerechnet die Stadtwerke Bochum das höchste Honorar, das Herr Steinbrück bekommen hat, bezahlen konnten. Hier ist mit Geldern der Bürger geprasst worden, wie es ohne Beispiel ist. Und das, obwohl die Stadt Bochum sich das wahrlich nicht leisten kann. ROTRAUD VON TREUENFELS, Karlsruhe

Ein Charakterfehler

■ betr.: „Herr Steinbrück versteht nichts“, taz vom 12. 11. 12

Wovon Herr Steinbrück nichts versteht, das hat etwas mit Anstand und Verantwortungsgefühl zu tun. Ich habe immer die Intelligenz und die Rhetorik Peer Steinbrücks bewundert, und jetzt muss ich mit Erschütterung zur Kenntnis nehmen, dass ein „Sozialdemokrat“ gepumptes Geld von Pleitekommunen kassiert, ohne mit der Wimper zu zucken und ohne „soziales“ Verantwortungsgefühl. Dies ist nicht nur ein Makel, sondern ein Charakterfehler. Mit einer solchen Gallionsfigur macht sich die SPD zum Narrenschiff.

HEINZ MUNDSCHAU, Aachen