Zu giftig für Saunaaufgüsse

UMWELT Nach dem Grubenunglück in Finnland warnen die Behörden vor verseuchtem Wasser

STOCKHOLM taz | Neun Tage nachdem die ersten Liter schwermetallhaltiger Giftbrühe in die Umgebung sickerten (taz vom 9. November), ist das Klärbecken der finnischen Nickelgrube Talvivaara nahezu leer gelaufen. 800.000 Kubikmeter verseuchten Wassers wurden teils in provisorischen, nicht abgedichteten Auffangbecken gesammelt, teils flossen sie in nahe gelegene Bäche. Und immer noch sind nicht alle Lecks geschlossen.

Greenpeace spricht vom weltweit schwersten Chemieunfall der letzten Jahre. Die Grube liegt auf einer Wasserscheide, die von einem Labyrinth von Bächen durchzogen ist, das mit ausgedehnten Fluss- und Seensystemen verbunden ist. Die Behörden, die die Öffentlichkeit am Montag erstmals über die Folgen des Unglücks informierten, warnten davor, Wasser aus der Umgebung zu verwenden – es sei weder zum Trinken noch zum Kochen noch auch nur für den Aufguss in der Sauna geeignet.

Sorgen bereitet vor allem die hohe Nickelkonzentration. 900 Kilogramm des für im Wasser lebende Organismen hochgiftigen Metalls sind nach Süden geflossen, 220 Kilogramm nach Norden. Das staatliche finnische Umweltinstitut rechnet damit, dass Seen mit bis zu 450 Mikrogramm pro Liter belastet werden – der EU-Grenzwert für Trinkwasser liegt bei 20 Mikrogramm.

Wenn sie direkten Kontakt mit dem Wasser vermeiden, bestehe keine Gefahr für Menschen, sagen die Behörden. Geschädigt werde ausschließlich die Natur. Umweltorganisationen werfen ihnen deshalb vor zu verharmlosen, schließlich stünden genaue Messungen etwa zum Urangehalt noch aus. Auch eine mögliche Grundwassergefährdung werde sich erst in Wochen oder Monaten feststellen lassen.

Juho Mäkinen, Sachverständiger für Metallurgie am staatlichen Forschungszentrum VTT, kritisiert, dass die seit 2008 betriebene Grube mit der dortigen Technik nie hätte genehmigt werden dürfen: In Talvivaara wird Nickel mithilfe mikrobieller Laugung gewonnen, wobei Abwasser entsteht, „dessen Reinigungsprozess nicht gelöst“ sei. Mäkinen bezweifelt, dass man in Talvivaara „überhaupt wusste, was man macht“.

Umweltverbände haben für den heutigen Mittwoch zu einer Demonstration für die Stilllegung der Grube aufgerufen. Kari Heiskanen, Spezialist für Erzgewinnungsprozesse, glaubt allerdings, dass die giftigen Folgen der Produktion die Umgebung auch bei sofortiger Schließung noch mindestens zehn Jahre belasten würden. REINHARD WOLFF