gottschalk sagt
: Unterwegs mit Cora S.

In unserer hiesigen Boulevardzeitung, dem Express, steht einfach zu wenig drin für ein ausführliches Frühstück, vor allem, wenn man sich überhaupt nicht für Sport interessiert. Vor Brötchen Nummer zwei bin ich schon bei Anzeigen angelangt, in denen sich ein „Schnauzelbärchen“ bei einem „Dickerchen“ für „sieben wunderbare Jahre“ bedankt, oder ich vertiefe mich in die Werbebeilage eines Möbelhauses, das deprimierend hässlich gemusterte Polstergarnituren für die Dickerchen und Schnauzelbärchen dieser Welt anbietet.

So überflog ich aus Verzweiflung letzten Dienstag dann doch den Sportteil und habe es nicht bereut: Der Express fasste für seine Leser ein Interview mit Cora Schumacher zusammen, das in der „Welt am Sonntag“ gestanden hatte. Cora ist die Ehefrau des Rennfahrers Ralf Schumacher aus dem Erftkreis. Ich habe versucht, über Google rauszufinden, wo sie geboren ist, doch führte mich ihr Name als Suchbegriff ziemlich direkt in die große bunte Welt der Erwachsenenunterhaltung. Sie scheint aber aus Düsseldorf oder Umgebung zu stammen, denn sie wird wie folgt zitiert: „Büchermäßig bin ich auch nicht so lesetechnisch unterwegs. Ich fange immer wieder an. Aber ich bin nicht so der Lesehase. In der Schule wurden wir im Deutschunterricht immer mit der ‚Rheinischen Post‘ gequält.“ Und die erscheint in Düsseldorf.

Obwohl ich ideologiemäßig ja nicht so Welt-am-Sonntag-technisch unterwegs bin, möchte ich ihnen, meine lieben Lesehasen, doch das komplette Interview (noch ist es online) ans Herz legen.

„Ich bin deutsch und stolz, Deutsche zu sein“, sagt Cora da noch, was der Express freundlicherweise nicht zitiert hat. Cora ist eben nachdenktechnisch nicht so gehirnmäßig unterwegs. Vielleicht ist sie einfach ein Kind ihrer Zeit: Weder die rechte noch die linke Gehirnhälfte kommen auf 50 Prozent.

Mich gruselt es, wenn ich mir die Welt der Schumachers so vorstelle, und ich wünsche mir direkt, bei Schnauzelbärchen und Dickerchen zum gemütlichen Raclette-Essen eingeladen zu werden, mit meinem Spatzelchen natürlich. In sicherer Umgebung unterhalten wir uns über miefige Pärchenthemen und sind ganz normal. Sie: „Also, meiner isst ja quasi kein Obst.“ Ich: „Also, morgens einen Kaffee, ein schönes Brötchen und natürlich meinen Sportteil!“

Fotohinweis: CHRISTIAN GOTTSCHALK lebt in Köln und sagt die Wahrheit – alle zwei Wochen in der taz nrw