DER RECHTE RANDWie sich niedersächsische Nazi-Gegner im Netz wiederfinden
: Hetze nur unterbrochen

Die einen sind verboten, die anderen waren abgeschaltet. Jetzt aber wird auf dem Neonazi-Internetportal „Altermedia“ wieder gehetzt gegen vermeintliche „Feinde“ der rechtsextremen Gruppe „Besseres Hannover“. Dagegen haben die Betroffenen Strafanzeigen gestellt. „Eine Anzeige ist erfolgt“, sagt etwa die SPD-Landtagsabgeordnete Sigrid Leuschner. Auch sie gehört zu den Diffamierten.

Die wiederholt einschlägig auffällig gewordene Webseite veröffentlicht von mehreren Landespolitikern sowie zwei Journalisten der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung Steckbriefe – unter der Überschrift „Superverbrecher des Nordens“. Auf jeder dieser „Sammelkarten“ findet sich ein Porträt, dazu werden Punkte in Kategorien wie „kriminelle Energie“ vergeben. Damit nicht genug: Jeder der heutigen Gegner wird obendrein mit einem historischen Verbrecher kombiniert: Niedersachsens Innenminister Uwe Schünemann (CDU) beispielsweise trifft auf den Serienmörder Rudolf Pleil (1924–1958).

In einem Nutzerkommentar auf „Altermedia“ heißt es: „Unsere Verfolger finden sich plötzlich in der Opferrolle wieder.“ Und: „Weiter so!“ Leuschner ist aber nicht eingeschüchtert – im Gegenteil: „Mit so etwas musste man rechen, das Verbot hat ihren Handlungsspielraum eingeengt.“ Denn aus Sicht der Dargestellten steckt die Gruppierung „Besseres Hannover“ hinter der Aktion – zumindest hätte sie ein Motiv: Sie wurde Ende September von Schünemanns Ministerium verboten.

Anfang September war „Altermedia“ selbst abgeschaltet worden, versprach aber, wieder online zu gehen. Inzwischen läuft die Seite über einen russischen Dienstleister.

Auch „Besseres Hannover“ versprach, weiter zu machen. Im Internet wird um Spenden für einen Rechtsstreit geworben: Man wolle vor dem Oberverwaltungsgericht in Lüneburg das Verbot kippen.

Hinweis: ANDREAS SPEIT arbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland