Eine schöne Leiche

Der ARD-Tatort am Sonntag heißt „Requiem“ – seine Kulisse ist der Space Park

Schon den Titel kann man auch als eine ironische Andeutung lesen. Der Tatort, in dem immerhin die Serien-Heldin, Hauptkommissarin Inga Lürsen, zu Grabe getragen wird, ist mit „Requiem“ zwar treffend benannt, aber die spektakulärste Leiche des Films ist eindeutig der Space Park.

Gleich für die ersten Einstellungen wurde er wie eine tote Welt in ausgebleichten Farben gefilmt, durch deren leere Gänge ein Mann hetzt, der dann auf der Promenade unter der großen Rakete erschossen wird. Er ist einer der glücklosen Investoren, und die Ermittlungen weisen zuerst auf einen Täter aus der Finanzwelt hin. Da fällt dann solch ein Satz wie „Wenn ein visionäres Projekt wie der Space Park ins Schleudern gerät, wird er ein bloßes Spekulationsobjekt!“, der auf die realen Verhältnisse in Bremen gemünzt zu sein scheint.

Nach den ersten Minuten glaubt man dem Film schon auf die Schliche gekommen zu sein: die traurige Geschichte des Space Parks scheint im Gewand eines Krimis nacherzählt zu werden. Aber sobald diese falsche Fährte gelegt worden ist, explodiert der Dienstwagen der Hauptkommissarin, und der Tatort geht ab wie eine Rakete.

Denn viel mehr als die reale Geschichte um städtebauliche Abenteuer interessierte den Regisseuren und Autoren Torsten Näter der Space Park als Drehort. Das Drehbuch entstand erst, nachdem er das Motiv besichtigt hatte. „Das Ganze ist eine Liebeserklärung an dieses Objekt“ sagt er selbst. Der Witz liegt darin, dass das Spacecenter selber zum großen Teil aus nachgebauten Kulissen für Fernsehserien wie „Star Trek“ besteht, in denen nun tatsächlich ein Fernsehfilm gedreht wurde.

„Requiem“ ist aber kein typischer Tatort, denn Näter bediente sich kräftig im Fundus des Genrekinos: Der Mörder entpuppt sich nicht etwa als ein Investor oder Politiker, sondern er ist ein „mad scientist“, wie man ihn aus Horror- und Science-Fiction-Filmen kennt. Dieser verrückte Wissenschaftler ist ebenso größenwahnsinnig wie das Space Park-Projekt, das er wie die Supergangster in den James Bond Filmen zu einer riesigen Leitzentrale ausbaut und dorthin die von allen tot geglaubte Hauptkommissarin verschleppt. Die muss für den Rest des Films durch die leeren Gänge und Lüftungsschächte rennen und kriechen, als wäre sie Bruce Willis.

Dabei sagt der Superschurke so schön absurde Sätze wie „Wenn Sie und ich von verschiedenen Planeten stammen würden, könnten wir uns nicht fremder sein.“ Der Plot wird zunehmend alberner, in der letzten halben Stunde bietet dieser Tatort reines Actionkino mit Bombenzündern und dem alles entscheidenden Schuss, der nicht losgeht, weil das Magazin leer ist.

Der Trashfaktor von „Requiem“ ist beachtlich, und so wurde dies ein amüsanter Abgesang auf den Space Park. Als Tatort ein Witz, als Bremensie unbedingt sehenswert. Wilfried Hippen

„Requiem“ läuft am Sonntag um 20.15 in der ARD