Tod einer Antifaschistin

Mit der Jüdin Flora Neumann verstarb diese Woche eine der letzten Hamburger Auschwitz-Überlebenden

Die Bilder des Schreckens haben sie nie wieder losgelassen. Die Erinnerungen daran, wie Kinder in Auschwitz bestialisch ermordet wurden. Bilder, die sich nie verdünnt haben und deren furchtbare Kraft in den letzten Lebensjahren Flora Neumanns immer stärker wurde. Nun ist eine der letzten Hamburger WiderstandskämpferInnen und Auschwitz-Überlebenden erlöst. Anfang dieser Woche starb die 94-Jährige in ihrer Winterhuder Wohnung; am Donnerstag wurde sie auf dem jüdischen Friedhof in Ohlsdorf beigesetzt.

Am 23. Februar 1911 wurde Flora Neumann in Hamburg geboren. Vor dem Hitler-Regime floh sie nach Belgien, ging dort in den Widerstand und wurde 1943 verhaftet und nach Auschwitz deportiert. Trotz schwerster Misshandlungen überlebte sie das Vernichtungslager und fand nach dem Krieg ihren Mann und ihren Sohn wieder. Von der Wiedergutmachung – fünf Mark pro Tag Auschwitz – eröffnete die Familie eine Wäscherei im Karoviertel. Um ihr Leiden zu verarbeiten, verfasste die jüdische Widerstandskämpferin 1988 das Buch „Erinnern, um zu leben“.

„Wer Flora kannte, hat diese Frau mit ihrem großen Herzen und ihrem wachen Verstand geliebt“, erinnert sich ihre Nichte, die Hamburger Autorin Peggy Parnass. Doch sie sagt auch: „Ich bin froh für Tante Flora, dass sie mit diesen Erinnerungen nicht weiter leben muss.“ mac