sichtet die sozialen Bewegungen in der Stadt

JÖRG SUNDERMEIER

Heute Abend wird im Neuköllner Projektraum H48 (Hermannstraße 48, 20.30 Uhr) ein Abend mit Esoterik-Kritik stattfinden. Und zwar widmet man sich der klassischen Esoterik im deutschen Sprachraum, die sich unpolitisch gibt, ihre Wurzeln aber in der völkischen Bewegung hat. Der Glaube an die Kraft von Amuletten paart sich da mit einem ideologisch motivierten Neuheidentum, mit Verschwörungstheorien über „Reichsflugscheiben“ oder die „Schwarze Sonne“, die schließlich in dem münden, was man kennt: Behinderte haben schlechtes Karma, Juden lenken die „Hochfinanz“, „wir“ sind bedroht. Und diese Ideen finden sich nicht nur in der Nachbarschaft, sondern oft auch hinter der WG-Tür nebenan.

Am Montag dann gibt es gleich zwei spannende Veranstaltungen. In Lichtenberg wird in der Linse (Parkaue 25, 18.30 Uhr) im Antifa-Infocafé über Antiziganismus gesprochen. Der Begriff ist für viele noch nicht hinreichend definiert, während die Antiziganen gerade wieder in Rathäusern und Innenministerien Front gegen Sinti und Roma machen. Vertreter_innen von Amaro Drom werden eine Einführung in die Geschichte des Antiziganismus geben und auch erläutern, wie die heutige Situation der Betroffenen ist. In Mitte dagegen, im Gebäude des Neuen Deutschlands (Franz-Mehring-Platz 1, 19 Uhr), werden Wolf Wetzel und der Berliner-Zeitungs-Redakteur Andreas Förster über den NSU-Skandal sprechen und die Rolle des Verfassungsschutzes darin. Bis jetzt wird ja vonseiten dieser Behörde alles unternommen, um den parlamentarischen Untersuchungsausschuss zum NSU im Dunkeln zu belassen. Journalist_innen werden sogar, wie Förster am eigenen Leib erfahren durfte, vom BND bespitzelt und somit an ihrer Aufklärungsarbeit gehindert. Nun überlegen Politiker_innen, ob sie BND-Aufgaben an die Polizei übertragen sollen – diese Idee halten die beiden Referenten aber für ebenso gefährlich.

Am Mittwoch schließlich wird in der Baiz (Christinenstraße 2, 19 Uhr) über „Dublin II“ und sogenannte sichere Drittstaaten geredet, Konstruktionen, die es den deutschen Behörden erlauben, einreisenden Flüchtlingen das Asylverfahren zu verweigern und sie sofort wieder in ihren Abreiseort abzuschieben. Wie man weiß, führt das an der afrikanischen Mittelmeerküste zu riesigen Flüchtlingslagern, für die diejenigen, die sie geschaffen haben, jedoch keine Verantwortung verspüren. Eine humanitäre Katastrophe wird dabei einfach in Kauf genommen!

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