Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet

LARS PENNING

Einstmals gewaltig populär, heute völlig obskur: die unprätentiösen Western-Serials (und meist aus mehreren Folgen zusammengestellten Spielfilme), in denen Gene Autry als singender Cowboy das Publikum der 1930er und 40er Jahre erfreute. Dabei ging es stets ungeheuer jugendfrei zu: Wichtig waren in den Autry-Filmen vor allem seine – natürlich männlichen – Sidekicks sowie sein Pferd Champion. Frauen scheinen in diesem Universum insgesamt doch eher einem seltsamen Volk anzugehören. In „Radio Ranch“ (Regie: Otto Brower und Breezy Reeves Eason, basierend auf dem Serial „The Phantom Empire“ von 1935) ist das wörtlich zu nehmen, denn die braven US-Cowboys werden in eine bizarre unterirdische SF-Welt entführt, wo sie unter anderem auf die böse Königin Tika (Dorothy Christy) treffen und in eine Rebellion verwickelt werden. Rar und lustig. ((OF) 18. 11. Z-inema)

Mit den französischen Produktionen der letzten Jahre seiner langen Karriere kehrte der spanische Regisseur Luis Buñuel verstärkt zu seinen surrealistischen Anfängen zurück: In seinem größten kommerziellen Erfolg „Belle de Jour“ (1966) durchdringen sich in einem absurden Traum die erotischen, nicht unerheblich vom Marquis de Sade inspirierten Fantasien einer frigiden Arztgattin mit der vermeintlichen Realität, die sich zum Schluss ebenfalls als ein Hirngespinst entpuppt. Dabei geht es einmal mehr natürlich auch um die Ablehnung der bürgerlichen Existenz und ihrer Werte, wie sie in „Das Gespenst der Freiheit“ (1974) ebenfalls ihren Ausdruck findet: In einer Reihe von lose miteinander verbundenen Episoden verkehrt Buñuel die Rituale der Bourgeoisie ins strikte Gegenteil und lässt etwa eine Abendgesellschaft auf Klosetts Platz nehmen und über die täglich anfallenden Massen menschlicher Exkremente plaudern, während das Speisezimmer eine ungemütliche Kammer am Ende des hinteren Flurs ist, in dem man schnell und verschämt seinen Hunger stillt. (Das Gespenst der Freiheit (OmU) 17. 11.; Belle de jour (OmU) 19. 11. Lichtblick-Kino)

Dem Superstar des Reggae hat Kevin Macdonald seine Dokumentation „Marley“ gewidmet: Dreißig Jahre nach Bob Marleys frühem Krebstod konnte der Regisseur mit Unterstützung von Marleys Familie viel interessantes und unbekanntes Material über dessen Leben zutage fördern und dabei auch der Falle aus dem Weg gehen, sich in unkritischer Heldenverehrung zu ergehen. Die Interviewpartner beschränken sich auf tatsächliche Weggefährten des Maestros, den man – nach etwas zähem Beginn – mit der Zeit deshalb ganz gut kennenlernt. ((OmU) 15.–18. 11. Kino & Café am Ufer)