LESERINNENBRIEFE
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die tageszeitung | Rudi-Dutschke-Str. 23 | 10969 Berlin | briefe@taz.de | www.taz.de/zeitungDie Redaktion behält sich Abdruck und Kürzen von LeserInnenbriefen vor. Die veröffentlichten Briefe geben nicht unbedingt die Meinung der taz wieder.

Religionssenator Lederer

betr.: „Die Menschen suchen nach Sinn“, taz.de vom 24. 5. 17

Klaus Lederer als Religionssenator? Klaus Lederer ist Bürgermeister und Senator für Kultur und Europa. In Berlin mag vieles im Argen liegen, aber einen Religionssenator wird es hoffentlich auch in Zukunft nicht geben. Als Kirchentagsbesucher und Jugendweiheteilnehmer, dem Sätze einfallen wie „Ich bin in der Tat kein gläubiger Mensch im religiösen Sinn“, könnte der Senator natürlich auch einen Posten im religiösen Bereich sehr gut ausfüllen. M. SCHNEIDER, taz.de

Interessante Gedanken

betr.: „Die Menschen suchen nach Sinn“, taz vom 24./25. 5. 17

Interessant die Gedanken von Klaus Lederer zu dem, was heutzutage Religionen sollen, was Sache der Gesellschaft – sprich des Staates – ist und was Menschen trotz ihrer unterschiedlichen Bekenntnisse miteinander aushalten sollten. Lesenswert auch die letzte Spalte des Beitrags, ausgelöst durch die Frage nach Karl-Marx’Satz von der Religion als Opium des Volkes. Auf das Gestern und auf das Heute bezogen sagt Lederer: „Es gibt die Sinnsuche, es gibt dieses Moment, für das Erklärungen im Diesseits schwer zu finden sind.“ Als Mensch mit sehr langer Lebenserfahrung stimme ich ihm zu – recht hat er.

Toleranz mit Blick auf Religionen ist eine der gigantischsten Aufgaben der Menschen. Leider wird der Streit zwischen Religionen viel zu oft durch nationale, wirtschaftliche oder soziale Interessen kaschiert – sogar – von Präsident Trump in 110-Milliarden-Dollar-Verträgen zur Lieferung von Waffen an Saudi-Arabien verpackt. Hier wurden an die Stelle der Religion – des Islams – Gute und Böse ins Gespräch gebracht. Die taz hat gut daran getan, für Deutschland in diesem Jubiläumsjahr der Reformation dem Atheisten Klaus Lederer diese Stimme zu geben.

WILFRIED MAIER, Berlin
Der hitzköpfige Herr Evers

betr.: „Nazi-Sprache in der Berliner CDU: Linksfaschisten ­ausräuchern“, taz.de vom 29. 5. 17

In der Tat fanden sich auch in der Sprache der Nationalsozialisten viele Begriffe, die aus dem Bereich der Schädlingsbekämpfung entliehen waren und auf ein ausgeprägtes Ekelgefühl gegenüber bestimmten Minderheiten schließen ließen. Von daher halte ich eine Verbindung zwischen übermäßigem Ekel und stark ausgeprägtem Ordnungssinn und rechten Tendenzen für plausibel.

Bei Sätzen wie: „Dabei steht Sprache auch immer in ihrem historischen Verwendungskontext“, verpufft meine Sympathie für den Autor aber dann auch wieder schlagartig. Diese These wird einfach so als gegebene Wahrheit in den Raum gestellt. Dabei kann ich keinen plausiblen Grund für diese These finden.

Sprache ist ein Werkzeug, um seinem Umfeld mitzuteilen, welche Gedanken man hat, und deshalb bin ich der Meinung, dass Gesagtes primär nach der dahinter stehenden Absicht bewertet werden sollte. So wie sich das für mich darstellt, wird hier absichtsvoll eine möglichst negative Interpretation des Gesagten vorgenommen. Mit der tatsächlichen Absicht des hitzköpfigen Herr Evers hat das vermutlich nur noch wenig zu tun.

disenchanted, taz.de

Razzia mit schwerem Gerät

betr.: „Linksfaschisten ausräuchern“, taz.de vom 29. 5. 17

Niemand weiß bis heute tatsächlich, wer diese Angreifer waren.

Es ist schon erstaunlich, dass die Berliner Polizei angeblich nicht über die Mittel verfügen soll, eine Gruppe von etwa 15 bis 20 Personen festzusetzen, die sich „in ein Haus“ zurückgezogen hat.

In Hamburg (nur mal als Vergleich) schwirren stundenlang Hubschrauber über einem Block, in dem sich ein einziger der Kleindealerei verdächtiger, mutmaßlicher Asylbewerber befinden soll. Einfriedungen und Zäune werden mit gepanzerten Einsatzwagen planiert, Türen mit schwerem Gerät aufgebrochen oder gesprengt. Wohnung für Wohnung wird gefilzt und großteils demoliert, Dutzende unbeteiligte Anwohner und zufällig Anwesende werden vorübergehend inhaftiert und erkennungsdienstlich behandelt. Zwei Hundertschaften innerhalb einer Viertelstunde für eine solche „Razzia“ zusammenzutrommeln, ist dort keine Hürde. Alles wegen zehn oder zwanzig Gramm Haschisch.

Aber die Berliner Polizei will mir erzählen, als sich die Gruppe Steinewerfer in den Hauseingang zurückzog, verschwand sie gleichsam vom Erdboden und die Damen und Herren Beamten konnten absolut nichts dagegen unternehmen? My arse. Träumt mal schön weiter, wenn ihr könnt. cursed with a brain, taz.de