LeserInnenbriefe
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Kaffee bei Mozarts Jupiter-Jubel

betr.: „Mein Herd, der Goldfisch und sein Uranaufschäumer“, taz vom 20./21. 5. 17

„Ein beethovenhaftes Crescendo in c-Moll: Wir werden alle sterben!“, schreibt Johanna Roth in ihrer brillanten Kolumne.

Aber ist es nicht eher Bruckner, der diese Zukunftsvision in einem d-Moll-Crescendo herausruft (um im Finale zu konstatieren: „Aber in den Himmel komm mer ja eh …“)? Oder gar das Mahler’sche cis-Moll-Crescendo, bei dem man bis zum Wiedererkennen der Grundtonart derart durchgeschüttelt wird, dass man sich am Ende fragt, ob man überhaupt noch lebt oder gar je gelebt hat. Nein, Beethoven scheint doch eher ohne crescendierende Vorbereitung zu schreien: „Jetzt sind wir tot!“ (um dann im Finale trotzdem laut und endlos zu bleiben!).

Schostakowitsch wenigstens hat nach nägelkauenden d-Moll-Selbstzweifeln letztlich musikalisch konstatiert: „Hauptsache, wir stehen zu unseren Überzeugungen, dann können wir hoch­erhobenen Hauptes gehen.“

Und nun das Gewinnspiel der Woche: Ordne jedem dieser Komponisten eine deutsche Partei zu!

Ich jedenfalls koche mir jetzt noch einen Kaffee (achte darauf, den Herd auszumachen), lege Mozarts Jupiter-Jubel auf und bedanke mich bei der Autorin für ihre so lesenswerte Glosse! JAN MICHAEL HORSTMANN, Radebeul

Dank für den täglichen Karton

betr.: ©TOM

Lieber ©TOM, ich kann gar nicht so lange e-mails schreiben, wie ich dir für deine täglichen kartons danken möchte! Meine taz-lektüre beginnt mit verboten/freedeniz (20 sekunden) und danach sofort auf die letzte seite zu deinem karton. Ein wunderbarer nachmittag kann beginnen. mit einem lachen sowieso.

Sag mal (ich hoffe, du bist mit „du“ einverstanden): was schiebst du ein, um so viel gute ideen zu haben, wie betrunken muss man sein, wie viel gute freunde, die ähnlich abgefahren denken, muss man haben, wie lange muss man täglich meditieren? Ich liebe deine abgedrehten dialoge, deine detailfreude (heute musste ich mal wieder länger hinschauen, um dann die in der luft zerteilte fliege zu entdecken, deine wunderbar genaue alltagsbeobachtung, deine einfachen, liebevoll überzeichneten figuren, eigentlich ist es gar nicht überzeichnet, das ist die realität.

Würdest du zur bild-zeitung wechseln, ich würde die bild-zeitung abonnieren. Würdest du in der adac-motorwelt zeichnen, ich würde in den adac eintreten. Den finanztest habe ich ja schon wegen dir abonniert. Also: hier jetzt „danke für die unzähligen momente mit humor!!!“ H. GRALLA

Diebe der Zukunft

betr.: Zum G-20-Gipfel in Hamburg, taz vom 20./21. 5. 17

Vielen Dank für die Umgestaltung des G-20-Logos: Zeigt es ursprünglich die Grundform verschiedener Knoten, zum Beispiel des namenlosen Knotens # 1493 im Ashley Book of Knots oder des Reffknotens, habt ihr euch für die Darstellung des Diebesknoten entschieden. Sehr weise! G 20 als Diebe der Zukunft.

DIRK LINGENS, Stockelsdorf

Abmagerung, Kümmern, Tod

betr.: „Rentier-Wahnsinn in Norwegen“, taz vom 11. 5. 17

Von „Massenschlachtung“ oder „Abschlachtung“ kann nicht die Rede sein. Bei den Rentieren in der Nordfjella-Gegend handelt es sich um erhöhte Jagdquoten und einen ausgeweiteten Jagdzeitraum in einem geografisch begrenzten Gebiet. Und ja, mit dem Ziel, genau diesen Bestand (nicht „Herde“) auszulöschen.

Der Begriff „Hirnkrankheit“ ist sehr weit gefasst. Bei der Chronic Wasting Disease (CWD) handelt es sich um eine Prionenerkrankung, bei der strukturell veränderte Eiweißpartikel ein Krankheitsbild mit Abmagerung, Kümmern und schließlich Tod hervorrufen. CWD ist bekanntlich die ansteckendste aller Prionenerkrankungen, und weitere Infektionen können nur verhindert werden, wenn infektiöses Material (ja, vor allem Tiere) so schnell wie möglich aus der Umwelt entfernt werden. Da bisher nur post mortem ein Nachweis des Erregers durchführt werden kann und die Rentiere mehrere Jahre auch einfach nur unauffällige Träger sein können, die die Krankheit weiterverbreiten, bevor sie sichtbar erkranken, halte ich die Maßnahmen der Behörde Mattilsynet für absolut richtig und notwendig. Auch um einen Überblick über die heutige Verbreitung der Krankheit zu bekommen.

Daher verstehe ich nicht, wie eine Umweltschutzorganisation sich gegen diese Maßnahmen aussprechen kann. NOAH sollte lieber verhindern, dass Straßen und Zugstrecken durchs Rentiergebiet gebaut werden und deren Lebensraum weiter ein­schränken.

Der Fall der Elchkuh ist übrigens differenziert von den Rentieren zu betrachten. Es handelt sich um einen anderen, bisher unbekannten Prionentyp. Es wird intensiv geforscht, ob es sich dabei um übertragbare Erreger oder spontane Mutationen handelt.

Ich persönlich habe ein enges Verhältnis zur Nordfjella-Gegend und zu den dortigen wilden Rentieren, seit ich im Alter von 19 Jahren dorthin zog und wirklich wilde Natur hautnah erlebte. Die Tiere haben mich fasziniert, so wie es keine andere Art davor oder danach geschafft hat. Sie sind einer der Hauptgründe für meine Berufswahl: Veterinärmedizin. Ich bin Jägerin, aber das, was mich wirklich berührt, ist nicht das Fleisch im Rucksack, sondern das Beobachten dieser wilden Spezies in ihrer natürlichen Umgebung. Die hüpfenden Kälber, die konkurrierenden Böcke, die wachsamen Kühe. Der Körper, unglaublich perfekt angepasst an einen extremen Lebensraum. ALINTA KRAFT, Wien