„Ein Signal an andere Betriebe“

Medien-Gewerkschaftssekretärin Karger hofft auf Resonanz durch die Lidl-Proteste

taz: Frau Karger, Schwierigkeiten, Betriebsräte zu gründen, hat die Gewerkschaft Ver.di nicht nur bei Lidl, oder?

Katja Karger: Man sollte nicht Äpfel mit Birnen vergleichen: Lidl ist eine Ausnahmesituation. Vorbehalte und Ängste gibt es aber auch in anderen Branchen.

Sie betreuen die Medien- und neue Medienlandschaft. Wie sieht es da aus?

Der Bereich privater Rundfunk ist ganz gut organisiert. Nachdem wir in einem ersten Schwung relativ viele Betriebsräte auch in den Firmen der neuen Medien gründen konnten, hakt und klemmt es zurzeit eher, vor allem in kleineren Unternehmen. Die Probleme sind wie bei Lidl: Die Beschäftigen sind einfach eingeschüchtert.

Was heißt das?

Kaum jemand traut sich, eine Betriebsratsgründung auf sich zu nehmen, weil er fürchtet, schon vorher gekündigt zu werden oder Nachteile zu erleiden. Und wenn es dazu kommt, werden gezielt Störer eingekauft. Das sind Leute aus dem Betrieb, die mit sehr viel Engagement gegen einen Betriebsrat argumentieren oder – wenn sie Vorgesetzte sind – den Untergebenen schlicht und einfach drohen.

Mancher Unternehmer sagt, Sie wollten Betriebe unterwandern. Stimmt das?

Das geht gar nicht. Wir können nicht mit Gewalt irgendwo einen Betriebsrat installieren. Dafür brauchen wir mindestens drei Beschäftigte aus dem Betrieb, die die Initiative ergreifen müssen. Die können wir dann unterstützen.

Was können solche Aktionen wie gestern bei Lidl überhaupt bewirken?

Zwei Dinge: Zum einen wird das Thema präsent gemacht, oft haben die Beschäftigten ja noch nie etwas von Betriebsräten und der Arbeitsweise von Arbeitnehmervertretungen gehört. Zum anderen macht man damit den Beschäftigten Mut. Das ist auch ein Signal an andere Menschen in anderen Betrieben, die ähnliche Probleme haben.

INTERVIEW: ROT