DIE KLEINE WORTKUNDE

Nur wenige Wörter sind derart mit Ideologie aufgepumpt wie der putzige Viersilber KOMMUNISMUS, der irgendwas mit klassenloser Gesellschaft zu tun haben soll. Sein weltweit mächtigster Verfechter ist China. Und der neue Parteichef Xi Jinping gilt als Marktliberaler. Über den neuen Oberkommunisten freuen sich nun die Kapitalisten weltweit, so auch der Verbandspräsident des Bundesverbandes des Deutschen Groß- und Außenhandels, Anton Börner, der von einer „guten Nachricht für die Weltwirtschaft“ spricht.

Vielleicht hört es dann ja bald mal auf, dass bei uns schon die bloße Nennung des bösen K-Wortes gleich zur Massenpanik führt, etwa wenn eine kleinbürgerliche, kreuzbrave Langweilerin wie Gesine Lötzsch die „Wege zum Kommunismus“ sucht. Der chinesische, im Berliner Exil lebende Schriftsteller Yang Lian forderte jetzt von der chinesischen KP angesichts des dortigen Machtwechsels, von dem Begriff zu lassen: „Ich würde als Allererstes den Namen „Kommunistische Partei“ ändern“, denn das habe ja mit Kommunismus alles nichts mehr zu tun. Aber warum nicht einfach tauschen? Unsere Top-Kapitalistenklasse kann doch ihre ganzen Unternehmen ohnehin nur noch über Wasser halten, weil die hiesige Arbeiterklasse für sie den Kopf hinhält, deren Schulden übernimmt und Bürgschaften erteilt – was einer Vergesellschaftung der Produktionsmittel ja schon ziemlich nahekommt. Karl Marx würde sich vor Rührung in den Bart schnäuzen. HEIKO WERNING