LESERINNENBRIEFE
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Und die Grünen sagen: nichts

■ betr.: „Räumung für Rodung“, taz vom 14. 11. 12

Und die Grünen sagen … nichts. Warum auch?

Die Besetzung, eine tolle Aktion gegen eine der schlimmsten Umweltsauereien Europas, findet in der Öffentlichkeit kaum Resonanz. Vielleicht weil die Zeitungen Angst haben, den Anzeigenkunden RWE zu vergrätzen? 20 Kilometer vor Köln eine riesige Feinstaubschleuder, massenhafte Zerstörung von Hochertragsackerböden, aber interessieren tut es nur die Leute, denen die Häuser weggebaggert werden. Also bloß nicht drüber reden – könnte ja Wählerstimmen kosten. Nur: Warum soll man die Grünen in NRW wählen? Wegen der Sekundarschule, die keiner will außer der CDU und die das Gymnasium schützt und es den Realschülern überlässt, die Hauptschüler zu integrieren? Oder weil sie der SPD beim Thema Braunkohle noch nie auch nur das kleinste Zugeständnis abgewinnen konnte? Oder weil sie es nicht schaffen, der korrupten Verfilzung von RWE und Politik nennenswerte Zugeständnisse beim Thema Braunkohle abzuringen? Nein, da baut man doch lieber ein paar Windkrafträder. FLORIAN NELLE, Pulheim

Zeitungen lieb, aber zu teuer

■ betr.: „Vom Aussterben bedroht“ u. a., taz vom 14. 11. 12

Die ehemals führende und auflagenstarke Tageszeitung Frankfurter Rundschau ist pleite. Verwundern sollte das keinen. Nicht immer sind das böse Internet oder der Anzeigenrückgang daran schuld. Allein die Preisentwicklung deutscher Tages-, Wochen-, und Sonntagszeitungen hierzulande ist im Vergleich zu den Reallöhnen astronomisch. Kein Wunder, dass immer mehr Abonnements gekündigt werden und der Straßenverkauf rückläufig ist. Hält dieser Preistrend nach oben an, wird die Frankfurter Rundschau kein Einzelfall für den Pleitegeier und Insolvenzverwalter bleiben.

ALBERT ALTEN, Wernigerode

Ruiniert durch radikalen Umbau

■ betr.: „Pflichtlektüre der jungen Republik“ u. a., taz vom 14. 11. 12

Ruiniert wurde die FR nicht von Exchefredakteur Reifenrath, sondern durch den späteren radikalen Umbau. Mit der Verkleinerung auf Tabloid verlor die FR nicht nur an Größe, sondern auch an Format. Treue Leser wurden vor den Kopf gestoßen. Die einst besonders niveauvolle „Aus aller Welt“-Seite wurde zur Promiklatsch-Seite. Viele Leser liebten nicht nur ihre FR, sondern auch einzelne Autoren. Die aber verschwanden sang- und klanglos durch die Streichung fast aller Inlandskorrespondentenplätze und durch die Fusion mit der Berliner Zeitung. JAN JONAS

Vielfalt geht seit Jahren zurück

■ betr.: „Vom Aussterben bedroht“, taz vom 14. 11. 12

Leider ist die Vielfalt der Angebote schon seit Jahren dramatisch zurückgegangen. Vor allem in ländlichen Regionen wurden und werden Redaktionen zusammengelegt oder das Feld einfach der Konkurrenz überlassen.

Es ist verständlich, dass die Verlage aus Rationalisierungsgründen so verfahren, für die Meinungsvielfalt ist es die blanke Katastrophe. Wo ein vernünftiger Wettbewerb in der Berichterstattung stattfinden sollte, da ist Einöde. Das öffnet der Einflussnahme von interessierter Seite Tür und Tor. In der gesamten Republik gibt es viele kleine Dobrindts – vor allem in den großen Parteien, die sich sehr oft erfolgreich einmischen. Die Redakteure sind mitnichten dagegen gefeit – wie sollten sie auch? LOTHAR WINKELHOCH, Gummersbach