LeserInnenbriefe
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Absurde Forderung der Kirche

betr.: „Synode fordert mehr Geld“, taz.bremen vom 19. 5 17

Etwas absurd ist es schon, wenn eine Institution mit 125 Mio. Euro Bilanzvermögen (Stand 31. 12. 2014) Ansprüche stellt. Besonders dann, wenn wir als Gesellschaft über unsere allgemeinen Steuergelder die Kitaeinrichtungen dieser Institution bereits bis zu 90 Prozent direkt finanzieren. Das Land Bremen ist gut beraten, auf den Erpressungsversuch der BEK nicht einzugehen. Dieser Bluff ist nicht mehr als heiße Luft. Die „missionarischen Chancen“ für die Kirchen durch Kindergärten, wie es Bischoff Huber beschrieben hat, wird sich auch die BEK nicht entgehen lassen. Und sollte sie doch, dann kann die Landesregierung diese Situation zum Anlass nehmen und beginnen, sich Schritt für Schritt aus der kirchlichen Abhängigkeit zu befreien. Die von Carsten Schlepper genannten Investitionen sind keine in unseren gesellschaftlichen Nachwuchs, sondern vor allem in das Immobilienvermögen der Kirchen. Wenn die BEK sich, dem Land Bremen und der Gesellschaft wirklich Gutes tun will, dann sollte sie sich auf ihr Kerngeschäft konzentrieren und die Kitagebäude samt Betreuung schrittweise kostenfrei dem Land übergeben.

MAURICE MÄSCHIG, Bremen

Schnee von gestern

betr.: „Narrative aufbrechen“, taz.bremen vom 16. 5 17

Laut Wikipedia markiert das Jahr 1884 „den eigentlichen Beginn der deutschen Kolonialerwerbungen“. Spätestens mit dem Versailler Vertrag 1919 war der deutsche Kolonialismus beendet. Das geschah vor 100 Jahren nach einer Herrschaft von nicht einmal 35 Jahren. Also heute eher Schnee von gestern. Dennoch lässt Benno Schirrmeister Frau Ofuatey-Alazard über die aktuelle Situation in den ehemaligen Kolonien pauschal und unwidersprochen sagen: „Der Kolonialismus hat bestimmte Strukturen auf wirtschaftlicher und auf institutioneller Ebene geschaffen. Diese Entwicklungen sind nicht so leicht umkehrbar. Gerade das ökonomische Machtgefüge ist ein Relikt des Kolonialismus, das erhebliche Auswirkungen auf die Gegenwart hat und die Märkte in den afrikanischen Ländern prägt.“ Ja, diese Haltung kenne ich. Wenn es mir ganz schlecht geht, schimpfe ich auf meinen verstorbenen Vater, der an allem schuld ist. Auch daran. Merke: Schulden müssen bezahlt werden. Vorwürfe von Schuldzuweisungen ohne Wenn und Aber deuten auf Machtpolitik hin. Schuldgefühle gehören in Behandlung. Alles in allem finde ich den Text wenig aufklärend. Er kommt mir stattdessen sehr missionarisch vor. MARTIN KOROL, Bremen