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: Richtigsurfen

Hamburger Soundtrack

von Nils Schuhmacher

Jetzt mal zu etwas anderem jenseits der beiden Subgruppen „neu, deutsch, Jungs“ und „wieder da bzw. nie weg“. Erstgenannte haben offenbar bereits die Sommerpause eingeläutet und existieren nicht mehr. Zweitgenannte existieren, man muss sie nur richtig suchen. Gibt man zum Beispiel „Surfen für Rentner“ in eine Suchmaschine ein, landet man bei Internet-Kursen für Senioren, nicht aber bei den altehrwürdigen „Beach Boys“ (7. 6., Mehr! Theater). Und wer unter „Musik für junge Leute“ nachschlägt, findet sicher nicht die belgischen Alt-Punks „The Kids“ (2. 6., Hafenklang, 20 Uhr).

Zu erwarten ist aber auch, dass solchen Recherchen weitere Subgruppen entgehen, die nicht nur jünger (was eine langweilige Kategorie ist), sondern auch etwas lebendiger und interessanter daherkommen. Ein in kurze Songs gekleidetes energiegeladenes Geratter aus noisiger Nervgitarre, äußerst schmutzigem Rock in der Tradition von Babes in Toyland, Grunge und Melodie verantworten hier die aus Philadelphia stammenden Mannequin Pussy (27. 5., Molotow, 23 Uhr).

Wer drei Tage später wiederkommt, darf sich gleich mit den seit Jahren völlig unberechtigt unter dem Radar größerer Aufmerksamkeit operierenden Coathangers (30. 5. Molotow, 19 Uhr) beschäftigen. Punk? Ja. Aber vielleicht besser beschrieben als Riot Grrrls auf zerbrochenen Surfboards, oder Bikini Kill plus Suzi Quatro, wie es in einer aktuellen niederländischen Ankündigung heißt. Oder Pet Sounds ohne Rollator. Wie auch immer.

Und dazwischen darf und muss unbedingt noch auf Julien Baker verwiesen werden (28. 5., Aalhaus). Die aus Memphis stammende Singer/Songwriterin hat mit „Sprained Ankle“ 2015 ein gar nicht surfiges oder überhaupt irgendwie lautes Album vorgelegt, sondern eine Platte, deren „Unbehauenheit“ eher aus der Art resultiert, in der sich minimalistische Gitarrenarbeit um schwere Themen schlängelt. Suchbegriffe ändern!