Was tun in Hamburg?:
Sa, 27. 5., 20.30 Uhr, Hanseplatte
Zackig
Daran kann man ja gar nicht oft genug erinnern: Dass es Ende der 70er-, Anfang der 80er-Jahre auch und gerade in der sogenannten Provinz Leute gab, die die Zeichen der Zeit verstanden hatten. Nehmen wir Limburg an der Lahn, eine dieser Städte, die alles hat, was die Fremdenverkehrswirtschaft freut, aber halt auch: Die Radierer. Das waren (meistens) drei bekennende Nicht-Musiker, die 1980 auf dem Hamburger Zick-Zack-Label ihre erste Single veröffentlichten, später und mit längeren Unterbrechungen auch noch allerlei Alben, und beinahe durchweg klangen sie dilettantischer (also frischer) und zickiger (also besser) als viele auf dem Punk-Zug mitfahrenden Großstadt-Hardrocker.
Das in solchen Dingen schon wiederholt als sehr liebevoll aufgefallene Tapete-Label – ebenfalls in Hamburg ansässig – hat soeben ein Box-Set mit dem Frühwerk und mancher Rarität veröffentlicht, und diesen Umstand begeht die Band mit einem Gastspiel im lokalpatriotischsten unter Hamburgs Plattenläden. Seien Sie dabei, wenn in Würde (und Theatermusik) gealterte New Waver Stücke spielen mit Titeln wie „Automaten“, „Drogentod“ oder auch „Das gelobte Land der Mathematik“. ALDI
Di, 30. 5., 19 Uhr, Hörsaal 1 des Geomatikums
Natur, besser kultiviert
Mit dem Verhältnis von Kultur und Natur hat sich der gerade mal 17-jährige Franzose Guillaume Thébault in seinem ersten Dokumentarfilm „Futur d’Espoir“ auseinandergesetzt. Um seine Frage, welche landwirtschaftlichen Alternativen zu einer globalen, industrialisierten und auf Umweltausbeutung basierenden Massenproduktion von Lebensmitteln bestehen, ist Thébault durch die Schweiz gereist und hat Ökonomen, Botaniker, Schriftsteller, Lehrer, Bauern, Verkäufer und Permakulturisten befragt. Deutlich wird dabei, wie schlecht es um die Nachhaltigkeit der Produktion steht. Aber auch, dass es durchaus positive Lösungsmöglichkeiten gibt – zu denen jede/r einen Beitrag leisten kann.
Di, 30. 5., 19 Uhr, F. C. Gundlach Bibliothek, Haus der Photographie
Natur, geschützt
Deiche, Dünen und Sturmflutwehre, Steinschlaggallerien und Lawinenverbauungen: Wie sehr solche Bollwerke gegen den Klimawandel und die Drohung durch Naturkatastrophen längst untrennbarer Teil der idyllischen europäischen Landschaft geworden sind, hat der Fotograf Claudius Schulze in seiner Arbeit „State of Nature“ dokumentiert.
50.000 Kilometer reiste der als Landschaftsfotograf bekannt gewordene Hamburger dafür crowdfinanziert fünf Jahre lang mit einem alten Kran, seiner Katze und einer Großformatkamera mit 4 x 5“ kreuz und quer durch Europa. Nicht, um ein weiteres Mal die Grenze zwischen Kultur und Natur aufzuzeigen, sondern ganz im Gegenteil: um zu zeigen, wie sehr sich beide Sphären gegenseitig durchdringen. Am Dienstag präsentiert er das Buch (Hartmann Projects, 160 S., 58 Euro) im Haus der Photographie in den Deichtorhallen, vom 8. Juni bis zum 13. Juli sind die Fotos dann in einer Ausstellung in der Freelens-Galerie (Steinhöft 5) zu sehen.
Di, 30. 5., 20 Uhr, Kühne Logistics University, Großer Grasbrook 17
Kämpferischer Arzt
Einem breiten Publikum wurde der italienische Arzt Pietro Bartolo, Chef der Poliklinik auf der Insel Lampedusa, im vergangenen Jahr durch Gianfranco Rosis Oscar-nominierten Dokumentarfilm „Seefeuer“ bekannt. Darin ist der kämpferische Arzt, der seit mehr 25 Jahren auf der Insel ankommende Migrant*innen nicht nur medizinisch versorgt, sondern auch zum Seelsorger wird, eine der Hauptfiguren. Am Dienstagabend stellt Pietro Bartolo seine nun in Buchform erschienenen Erinnerungen „An das Leid gewöhnt man sich nie: Salztränen. Mein Leben als Arzt auf Lampedusa“ (Suhrkamp 2017, 170 S., 10 Euro) vor, die er gemeinsam mit der Rai-Journalistin Lidia Tilotta verfasst hat. MATT
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