: Shakespeares Rap
Ein Loblied auf Hamburg und Romantik jenseits der Schnulze – „Radical Romance“ bei Explosive!
Bremen taz ■ Jule steht auf dem Hamburger Dom, am Riesenrad, die Arme ausgebreitet wie einst Kate Winslet in Titanic. Lange hat sie ihren Freund Rom nicht gesehen, doch der „Schnulzengel“ im Hintergrund hat ganze Arbeit geleistet. Da darf auch ein Schlager nicht fehlen – ein Duett, versteht sich, vorgetragen mit leicht ironischem Unterton.
Schließlich ist „Radical Romance“ ein Musical. Am Samstag lief die Produktion auf dem Jugendtheater-Festival „explosive!“ vor ausverkauftem Haus im Schlachthof. Entstanden ist das Stück in Hamburg unter der Regie von Thorsten Wilrodt, dem neuen Leiters der moks-Theaterschule „junge akteure“. Ein Loblied auf Hamburg – „die derbste Stadt der Welt“. Und entfernt verwandt mit Shakespeares Romeo und Julia. Rom und Jule lernen sich bei einem Casting kennen, verlieben sich auf der Stelle.
Doch der aus Polen stammende Rom ist ein Drogendealer, der einem Kumpel Geld schuldet. Da gibt es die eine und andere Schlägerei. Roms Ex-Freundin steht der neuen Liebe im Weg, ebenso Jules rauflustiger Bruder.
24 Frauen und Männer zwischen 16 und 25 sind an dem Stück beteiligt. Ihre Musik pendelt zwischen Rap, Rock und Pop – selbst auf eine eigene Live-Band muss „Radical Romance“ nicht verzichten. Und wenn man die – unterschiedlich talentierten – DarstellerInnen beim Sprechen auch nicht immer versteht, singen können sie doch, rappen auch. Anders als bei der Vorlage endet „Radical Romance“ jedoch mit einem Happy End. mnz