LESERINNENBRIEFE
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Quote, Quote, Quote

■ betr.: „Ich muss gar nichts“, taz vom 10. 11. 12

Um mal eben Eulen nach Athen zu tragen: Herrn Raab scheint es kaum – ebenso wenig wie den meisten seiner Talk-KollegInnen – um Meinungsbildung und politische Aufklärung zu gehen, sondern einzig und allein um Quote, Quote, Quote. Das im Interview benutzte Vokabular sagt eigentlich schon alles: Markt, Performer, Dynamik, Promo-Effekt, Showelement, Emotion etc. Begriffe wie „Inhalte“, „Relevanz“, „Aussage“ etc. fehlen dagegen völlig. Ist ja auch völlig legitim, aber worin dann das Vergnügen bestehen soll, Berufsegomanen bei der Zurschaustellung ihrer Selbstgefälligkeit zu beobachten, ist mir ein Rätsel. FRANK PÖRSCHKE, Hattingen

Das neoliberale Narrativ bedient

■ betr.: „Ein schlechter Tag für die Pressevielfalt“, taz vom 14. 11. 12

Ines Pohl bedient bestens das neoliberale Narrativ, nach dem das Scheitern am Markt als einzige Ursache individuelles Versagen hat. Und in schlechtester Häme-Manier der Berliner Hauptstadtmedien-Meute werden auch gleich noch alle diejenigen miterledigt, die als Gewerkschafter altmodisch solidarische Störfaktoren im System sind. Dass dann auch noch das (Verleger-)Kapitalistengejammer von der „Umsonst-Kultur im Internet“ nachgeplappert wird, ist das folgerichtige Finale des Ablenkungsmanövers. Die relevante Frage, ob zwischen Internet-Shitstorms und Privatfernseh-Pseudo-Reality-Shows Print-Zeitungen noch eine relevante Rolle in der öffentlichen Meinungsbildung spielen können, braucht offenbar auch die taz nicht mehr zu diskutieren. SIEGFRIED HEIM,

Ver.di-Tarifsekretär Verlage, Druck und Papier

Guter Journalismus kostet Geld

■ betr.: „Vom Aussterben bedroht“ u. a., taz vom 14. 11. 12

Der Absatz der Printmedien sinkt seit Jahren. Es ist bequemer, vor allem billiger, interessante Artikel im Internet auszuwählen. Doch guter Journalismus ist lebenswichtig für die Meinungsbildung, also für die Demokratie und kostet eben Geld. So kann ich jedem nur raten, eine seriöse Tageszeitung zu abonnieren, mag sie nun mehr bürgerlich oder links stehen. Die Stärke der Printmedien ist der lokale Bereich, über den Radio und Fernsehen nicht berichten können. Die Journalisten sollten versuchen, die Leserschaft besser einzubinden, in die Schulen zu gehen, um die Leser der Zukunft zu erreichen. Ferner sollten die Ausgaben für ein Zeitungsabo von der Steuer absetzbar sein beziehungsweise in die Sozialhilfesätze eingeplant werden.

CHRISTIAN FUCHS, Gutenstetten

Nur die Banken werden gerettet

■ betr.: „Deutschland müsste nicht zahlen“, taz vom 14. 11. 12

Doch! Ich lese das Wort „Griechenland“ immer noch gerne. Und ich habe keine Angst, dass wir unser ganzes schönes Geld den Griechen in den Rachen werfen. Ich wünschte eher, irgendjemand würde endlich mal was für Griechenland tun. Fließt denn ein einziger Cent von diesen Milliarden tatsächlich nach Griechenland? Investiert irgendjemand etwas in die griechische Wirtschaft, damit irgendwann auch dort die Konjunktur wieder anspringt und Griechenland wieder auf die Beine kommt? Falls ich nicht irgendetwas Grundlegendes verpasst habe, werden bisher nur weiter Banken gerettet und Zinsforderungen bedient. Und Europa hat immer noch Milliarden, die es einfach so verplempern kann. Na, dann … KARIN REICH, Biberach

Klimaschädliche Braunkohle

■ betr.: „Der Kommissar geht um“, taz vom 14. 11. 12

EU-Energiekommissar Oettinger gehört offensichtlich auch zu der Spezies Politiker, die sich mit der Energiewende nicht anfreunden können. Dabei stören Oettinger besonders die Subventionen für die Solarenergie. Dabei übersieht er gerne, dass, wie nach Berechnungen des Forums Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS) bekannt ist, Stein- und Braunkohle zum Beispiel im Jahr 2008 Vergünstigungen und Subventionen in Höhe von 12,8 Milliarden Euro erhielten, obwohl nach offiziellen Zahlen Braunkohle als „subventionsfreier Energieträger“ gilt. Nach einer Greenpeace-Studie kommen neben Subventionen noch Steuervergünstigungen dazu.

Daneben berichtet heute ein weiterer Bericht („Räumung für Rodung“) über die fortdauernde Braunkohleförderung durch RWE, die neben einem hohen Flächenverbrauch eine Ödnis hinterlässt, die später mit enormen öffentlichen Mitteln renaturiert werden muss. Ganz zu schweigen vom Verlust der Heimat für viele Menschen und die Gefahr der Bodensenkungen in der Umgebung. Und nicht zu vergessen: Braunkohle ist die klimaschädlichste Energiequelle. Aber das interessiert den EU-Energiekommissar offenbar nicht.

HELGA SCHNEIDER-LUDORFF, Oberursel

Vorbildliches Verhalten

■ betr.: „Vortragsreisen mit Gratis-Bahncard“, taz vom 15. 11. 12

Soso. Der zukünftige Ex-Kanzlerkandidat der SPD, Herr Steinbrück, nutzt seine Abgeordneten-BahnNetzCard „first“ (7.428 Euro) zu rein privaten kommerziellen Zwecken. Wenn ich meine Dienst-BahnCard so nutzen würde, hätte ich harte arbeitsrechtliche Konsequenzen zu tragen. Gerade wieder wird „live“ vorgelebt, was unsere Gesellschaft auseinanderreißt. WOLFGANG SIEDLER, Langenhagen