Wie geht es uns Herr Küppersbusch?

Weil SPD und PDS in den Neunzigerjahren ihren Zusammenschluss verschnarcht haben, kann Gerhard Schröder jetzt auf höchst unsportliche Weise die rote Karte für die stärkste Spielerin in der gegnerischen Mannschaft fordern

Maximal werden wir von Gerda Schrökel regiert, weil der eine über seinen Zenit ist, die andere den Unionsjungs die Trümmer wegräumen soll

taz: Was war schlecht in der letzten Woche?

Friedrich Küppersbusch: Stuttgart gibt Trapattoni nicht als Kanzler frei („Habbe Disskussione wie Flasche leere!“).

Was wird besser in dieser?

Schröder hätte Zeit für Stuttgart.

In der FAZ erscheint Schröder als Putin, in Bild als Cäsar. Hat Schröder mit seiner Medienschelte doch Recht?

Erinnert schon wieder an Lafontaine, der letztlich entnervt von Indiskretionen aus dem Kabinett implodierte. Wer sich in Bild begibt, kommt darin um. Dazu gehören aber eben zwei. Souveränität hieße, zu erkennen, dass nicht nur die legendäre Woche (Chef: Schröder-Wahlkämpfer Manfred Bissinger), sondern auch Bild am Sonntag (unter dem dann gefeuerten Michael Spreng) und andere Mainstream-Medien kaum je einen Sozialdemokraten so hochgeschrieben haben wie den aufstrebenden Schröder gegen den morschen Kohl. Der Durchmarsch der Standort-Religion in den meisten Leitmedien ist viel bedenklicher – aber den hat Schröder selbst fleißig befeuert.

Schröders Machtanspruch, sagen viele, ist irrational. Aber pocht er, wenn auch zu laut, nicht zu Recht darauf, dass die SPD wegen 0,9 Prozent nicht als Juniorpartner in eine große Koalition gehen will?

Schröder hat nicht mehr getan, als die rote Karte für den stärksten Spieler der Gegner zu fordern: Merkel. Als habitueller Hirsch hat er sich dabei zum großen kommunizierenden Röhren im Fernsehen verstiegen. Das findet die Tribüne unsportlich, das solidarisiert die Gegenmannschaft, und nach nur einer Woche wagt sich bereits Sportkamerad Kurt Beck mit Gedankenspielen vor, den lauten Kumpel in der Verlängerung auszuwechseln.

War Jamaika, die Spekulation mit Schwarz-Gelb-Grün, mehr als ein untauglicher Versuch der Union, die SPD nervös zu machen?

Jetzt ja, mit dem Kollateralnutzen, dass Schwarz-Grün auf Länderebene möglicher wird.

Schröder und Merkel müssen weg – dann erst ist der Weg für die große Koalition frei. Stimmt das?

Da die Union nun „zuerst die Kanzlerfrage klären“ will, wird mindestens eine/r von beiden beschädigt werden. Maximal werden wir übergangshalber von Gerda Schrökel regiert, weil der eine über seinen Zenit ist, die andere den schüchternen Unionsjungs noch mal die Trümmer wegräumen soll. Aber wenn die schon doof sind, warum reden wir dann nicht wenigstens über die Inhalte? Könnt ihr nicht mal fragen: „Was wird die große Koalition tun können?“

Also gut: Was wird die große Koalition tun können? Werden sich SPD und Union gegenseitig lähmen – oder, wie schon in den 60ern, eine unscheinbar, aber effektiv arbeitende Regierung werden?

Keine Ahnung.

Dann konkreter: Welche Projekte kann sie vorantreiben und welche nicht?

Gesundheitsreform: unvereinbare Ausgangslage. Dabei hätte nur eine große Koalition die Kraft, Beamte, Selbstständige und Kappungsgrenzengewinnler in die Pflicht zu nehmen – und die Pharmalobby einzufangen. Schade! Rente: Konsens in Richtung Riester-Ausbau. Wirtschaft: exakt an dem Job-Gipfel weitermachen, an dem die Volte begann: noch mehr Strandort-Geschenke. Finanzen: Koch-Steinbrück-Liste zum Subventionsabbau. Nachhaltigkeit und Ökologie: beiden wesensfremd. Außen: eine Pulle Lenor in den gehabten Kurs. Insgesamt mehr Übergang als Aufbruch.

Rot-Rot-Grün wird von allen Beteiligten heftig dementiert. Ein Bündnis ohne Zukunft?

Wenn CDU und CSU schon nicht zwei Parteien sein wollen – warum engagieren sich nicht wenigstens die, aus SPD/PDS eine zu machen? Joschka Fischer wies im taz-Interview drauf hin, dass die Linke das Thema in den 90ern bereits verschnarcht hat.

Fehlt Ihnen Joschka Fischer?

So aller Ämter und Bürden ledig meinungsfreudig, wie er sich jetzt präsentiert, fehlte er schon länger.

Und was macht Borussia Dortmund?

Gambino, Buckley, van der Gun und jetzt Koller – es geht ein Riss durch die Mannschaft, und der heißt Kreuzband.

FRAGEN: SR