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OFF-KINO

Off-Kino

Lars Penning

Filme aus dem Archiv– frisch gesichtet

Der Schauspieler und Regisseur Reinhold Schünzel gehörte zu den Großen des Kinos der Weimarer Republik: zunächst als Schurke in den Filmen von Richard Oswald, später als Regisseur von Lustspielen mit Stil. Als die Nazis 1933 an die Macht kamen, ließen sie den als „Halbjuden“ bezeichneten Künstler erst mit einer Ausnahmegenehmigung weiterarbeiten. 1937 emigrierte Schünzel schließlich in die USA, um seinen Film „Land der Liebe“ – eine Verhöhnung von Autoritäten in einer Operettenmonarchie – war es zum Eklat gekommen. So ganz hatten die Nazis die Ironie von Schünzels Komödien wohl nie verstanden. Das lässt sich auch bei „Amphitryon – Aus den Wolken kommt das Glück“ (1935) vermuten, den das Arsenal als Auftakt eines filmischen Begleitprogramms zum in der Deutschen Kinemathek stattfindenden Symposium „Linientreu und populär: Das UFA Imperium 1933 bis 1945“ zeigt. Schünzels Bearbeitung der antiken Komödie, in der sich der römische Gott Jupiter vergeblich an die verheiratete Alkmene heranmacht, war einer der teuren Prestigefilme der UFA. Zugleich eröffneten Massenaufmärsche und die in Protzarchitektur hausende, leicht vertrottelte Götterwelt genau jene Parallelen zur zeitgenössischen Realität, die von der Zensur offenbar nicht zu Ende gedacht wurden (11. 5., 19. 30 Uhr, Arsenal 1).

Der Yuppie war eine der liebsten Figuren im amerikanischen Kino der 1980er Jahre: Das angepasste Leben von Leuten, deren Bestimmung sich vor allem im Studium von Aktienkursen zu erfüllen schien, ließ sich in der Konfrontation mit dem Unkonventionellen herrlich durcheinanderbringen. Auch Martin Scorseses „After Hours“ (1985) bedient sich einer solchen Konstellation: Den harmlosen Programmierer Paul (Griffin Dunne) verschlägt es für eine Horrornacht in die Subkultur New Yorks – zu schwer neurotischen Frauen und seltsamen Künstlern. Am Ende ist ihm gar ein Lynchmob auf den Fersen. Murphy’s Law als Komödie, für Scorsese damals nur eine Auftragsarbeit, aber eine ziemlich vergnügliche. Den Rest seines Werks gibt es auch zu sehen, im Rahmen einer Retrospektive im Babylon Mitte (OF, 15. 5., 20 Uhr, Babylon-Mitte).

Ein zeitloser Klassiker ist Hayao Miyazakis kindgerechter Animationsfilm „Mein Nachbar Totoro“ (1988): Zwei selbstbewusste Mädchen ziehen mit ihrem Vater in einen ländlichen Tokioter Vorort und erleben einen Sommer voller Wunder. Ein Film, geprägt von überschäumender Fantasie, persönlichen Erinnerungen Miyazakis und einer tiefen Verbundenheit mit der Natur (11.–13. 5., 15.–17. 5., 16 Uhr, Wolf Kino, Weserstr. 59).

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