KOMMENTAR: SVEN-MICHAEL VEIT ÜBER DIE KRISE IM HAFEN
: Kooperation statt Konkurrenz

Die Verschnaufpause ist die Gelegenheit, die Tore zur Welt koordiniert umzugestalten

Es ist nicht alles Silber, was glänzt, auch nicht der Streif, den manche schon am Horizont gesehen haben wollen. Die Krise der Weltwirtschaft, deren Talsohle im Sommer bereits beschworen worden war, ist nachhaltiger, als es den Wachstumsgläubigen recht sein kann. Ihre Ernüchterung nach 20 Jahren wachsender Containerstapel auf den norddeutschen Hafenkais ist mithin groß – zu Unrecht.

Die Welt wird nicht wieder so werden, wie sie bis vor einem Jahr war, und das ist kein Nachteil. Die ungehemmte und hemmungslose Globalisierung ist Vergangenheit, und darin liegt die Chance. Deshalb müssen speziell die Häfen vorbereitet sein auf die demnächst erneut anschwellenden Warenströme.

Und das bedeutet in erster Linie: Kooperation. Wenn der Kuchen kleiner wird, darf der Konkurrenzkampf der norddeutschen Häfen um die Blechkisten nicht noch härter werden. Zusammenarbeit und Arbeitsteilung sind der richtige Weg.

Dafür muss der Bund endlich das seit Jahren verschlampte nationale Hafenkonzept vorlegen. Die jetzige Verschnaufpause bietet die Gelegenheit, die Tore zur Welt koordiniert umzugestalten in der Hoffnung auf konjunkturelle Erlösung und der Erwartung, dass die Unwuchten sich wieder ausbalancieren lassen.

Diese Chance muss genutzt werden – nicht für Rationalisierung von Arbeit, sondern für deren Optimierung.