Gemogelte Quote

VON SIMONE SCHNASE Über die Hälfte der Angestellten in Bremens öffentlichem Dienst sind Frauen, in Führungspositionen sind es knapp die Hälfte. Was positiv scheint, besteht allerdings vorwiegend aus schlecht bezahlten Teilzeitstellen

Der Anfang November veröffentlichte „Bericht zur Umsetzung des Bremischen Landesgleichstellungsgesetzes“ liest sich auf den ersten Blick gut: Der Frauenanteil im öffentlichen Dienst betrug im Jahr 2010 55 Prozent, das sind fast fünf Prozent mehr als im Jahr 2000. Auch auf Führungsebene ist er gestiegen, innerhalb von zwei Jahren um fast drei Prozent auf 46,8 Prozent.

Bei den Bremischen Gesellschaften liegt die Quote sogar bei 68,7 Prozent. Das liegt allerdings daran, dass hier mit KrankenpflegerInnen, Betreuungspersonal oder ErzieherInnen überdurchschnittlich viele „Frauenberufe“ vertreten sind. Und: Der größte Teil der Frauen im öffentlichen Dienst arbeitet nicht in Vollzeit.

„Wir bemängeln an dem Bericht vor allem, dass nur die Anzahl der Köpfe gezählt wurde“, sagt die stellvertretende Landesfrauenbeauftragte Lisa Vierhaus, „denn 54 Prozent der Frauen besetzen lediglich Teilzeitstellen.“ Demgegenüber stehen nur 15 Prozent Männer, die nicht in Vollzeit arbeiten. Eine Folge sei, dass mehr Männer befördert würden: „Das erfolgt normalerweise auf Basis einer Leistungsbeurteilung – und Angestellte in Teilzeit werden meist schlechter beurteilt als diejenigen in Vollzeit.“

Hinzu kommt, dass der Verdienst von Frauen durchschnittlich eine Gehaltsstufe niedriger liegt als der von Männern. Das bedeutet bei Teilzeitstellen oft, dass sie nicht existenzsichernd sind: „Frauen sind nach wie vor oft nur Zuverdienerinnen“, sagt Vierhaus. Dazu tragen für sie „starke Anreize für das klassische Familienmodell“ wie das Ehegattensplitting oder auch das geplante Betreuungsgeld bei.

Durch das Landesgleichstellungsgesetz sei dennoch eine positive Entwicklung der Frauenquote zu erkennen, auch in Führungspositionen. Das sieht in der freien Wirtschaft ganz anders aus: In Bremer Unternehmen sind nur 19,3 Prozent dieser Posten von Frauen besetzt – so das Ergebnis einer Studie der Wirtschaftsauskunftei Bürgel aus dem Jahr 2011. Damit liegt Bremen knapp zwei Prozent unter dem Bundesdurchschnitt. „Wir wollen deshalb auch ein Gleichstellungsgesetz für die Wirtschaft“, sagt Lisa Vierhaus.