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handwerkliche Biere können durchaus Teil der Kaffeetafel werden
: Etwas Bier zum Gebäck?

Mundwerk

von Christoph Raffelt

Third Wave heißt die Welle an fair gehandelten, handwerklich gerösteten und qualitativ hochwertigen Kaffeesorten, die es zwar schon seit den 1990er-Jahren in den USA gibt, die aber erst seit einigen Jahren langsam über den Atlantik schwappt. In dieser modernen Kaffeeszene dürfte man statt des distinguierten Herrn Darboven eher tätowierte, Vollbart tragende junge Vollblutröster finden.

Die Szene ist vergleichbar mit der aktuellen Bierszene, deren Erneuerung ja ebenfalls aus den USA kommt und die wie beim Kaffee eine Gegenbewegung zur vollständigen Industri­alisierung eines früher handwerklich ausgeübten Berufs darstellt. Craftbeer lautet also das Stichwort. Aber was hat Craftbeer beim Thema Kaffee und Tee zu suchen?

Wer einen gestandenen Craftbeer-Brauer danach fragt, bekommt darauf schnell eine Antwort; denn Kaffee- und Kakao-Noten findet man in vielen Bierstilen schon seit Langem. Geradezu ein Klassiker ist das Coffee-Stout.

Stout, man kennt diesen Bierstil vor allem vom irischen Guinness her, hat durch die Verwendung von stark gerösteten Malzen ohnehin schon eine Aromatik, die an Noten von Kakao und Espresso erinnert. Doch es muss nicht bei den bloßen Assoziationen bleiben.

Es gibt beispielsweise Stone Brewing, ein erfolgreiches amerikanisches Unternehmen, das seit dem letzten Jahr auch in Berlin ansässig ist, das bei seinem Stone Coffee Milk Stout Kaffeebohnen und Milchzucker verwendet, was dem Bier neben all den Röst- und Bitternoten auch eine leichte Süße und Cremigkeit verleiht.

Dieser Stil, dem auch das Camba Coffee Porter und das Camba Sweet Stout aus dem Chiemgau angehören, passt nicht nur dem Namen nach zur Kaffeetafel. Diese Biere harmonieren ausgezeichnet zu Apfelstrudel und Sacher-Torte, Shortbread oder Tiramisu.

Ob das beim Buddelship Ahoy-ster Stout auch so ist? Für das Bier hat sich der Hamburger Brauer Simon Siemsglüß mit der Münchener Brauerei Tilmans Biere zusammengetan. Neben Kaffeebohnen gibt Siemsglüß auch Austernschalen in den Sud.

Dabei schmeckt das Stout jedoch keineswegs wie ein Kaffeeaufguss aus dem Hamburger Hafenbecken. Die Schalen verleihen dem Bier neben allen Kaffee- und Röstnoten einen mineralisch frischen Zug.

Neben dem Stout von Buddelship und den schon etwas größeren Brauereien Störtebeker und Ratsherrn gibt es im Norden einige weitere Stouts und Porter, die eine Zier jeder Kaffeetafel sein könnten. Oliver Wesselohs Kehrwieder Kogge Baltic Porter gehört dazu.

Aus der Rügener Insel-Brauerei stammen das Baltic Stout und das Insel Kap. In Hannover wird mit dem Mashsee Hafensänger ebenso ein Porter gebraut wie in Bremen. Bei der Freien Brau Union Bremen entsteht das leichte Bremer Porter: Es handelt sich um ein ideales Einstiegsbier in diesen sehr klassischen Bierstil, der übrigens nicht nur zur Kaffeetafel passt, sondern ebenso zu frischen Muscheln. Aber deren Zeit beginnt erst wieder im Herbst.

Die Biere findet man im Craft-Beer-Shop, www.craftbeer-shop.com

Christoph Raffelt schreibt seit 2007 über Wein, Bier und handwerklich gemachte Produkte –vor allem in seinem Magazin origi nalverkorkt.de.