WORTWECHSEL
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Die Redaktion behält sich Abdruck und Kürzen von LeserInnenbriefen vor.

Die veröffentlichten Briefe geben nicht unbedingt die Meinung der taz wieder.

Daumen hoch, Daumen runter

WAHLEN IN NRW Die Grünen-Stimmen fast halbiert, die Linke-Stimmen fast verdoppelt. SPD mau abgeschnitten, CDU glücklich. Woran lag es?

Bunter Blumenstrauß mit lachendem Armin Laschet, CDU. Düsseldorf Foto: dpa

Klasse Titelbild

betr.: „Comeback des Jahres: Die FDP ist wieder da!“, taz vom 16. 5. 17

Ein Titelbild erster Klasse! Besser kann man die FDP wirklich nicht auf den Punkt bringen! Daher mein Vorschlag: Druckt das Titelbild auf eine Postkarte und verteilt sie vor der Bundestagswahl: Die Leute erinnern sich, und Dreitagebart Lindner kann einpacken! Es grüßt herzlichst Matthias Backes, der in den 80ern jung war …und sich immer noch jung fühlt. MATTHIAS BACKES, Berlin

Lukrative Wahlen

betr.: „NRWeh“, taz vom 15. 5. 17

Was wir in diesen Wochen erlebt haben, war der Wahlkampf der Werbeagenturen. Im Zeitalter des TINA-Prinzips („There Is No Alternative“) dient ein Wahlkampf nicht mehr dazu, jemand für irgendeine Idee zu gewinnen (für welche denn auch?), sondern den parteieigenen Werbeagenturen aus Steuergeldern einen lukrativen Auftrag zuzuschustern. Und wenn in fünf Jahren der Auftrag für die eine oder andere Agentur nur noch halb so groß ausfällt wie diesmal, ist das die segensreiche Wirkung der Marktwirtschaft. GERHARD PAULI, Düsseldorf

Nach grüner Façon

betr.: „NRWeh“, taz vom 15. 5. 17

Schröder und Fischer haben unseren Staat ausgeplündert. Der Exkanzler säuft Krimsekt mit Putin – und die taz 2017 hofiert die Grünen! Das hätte es vor zwei bis drei Jahrzehnten nicht gegeben. Die charakterlich Festen sind leider nicht mehr redaktionell verantwortlich, weil verstorben. Warum liest man das Blatt noch? Wegen ©TOM und der Leserbriefe der für soziale Gerechtigkeit Flehenden. Der Rest läuft nach grüner Façon. Zum Glück gibts noch die Online-Zeitung Kontext aus Stuttgart. WERNER ROSENBECKER, Hiddenhausen

Kein Skandal?

betr.: „NRWeh“, taz vom 15. 5. 17

Nimmt ein Medium wie die taz eigentlich nicht am Agenda-Setting teil? Die Nachlese zur NRW-Landtagswahl und Einstimmung auf den Bundestagswahlkampf liest sich so, als wären die bestimmenden Themen so etwas wie das Wetter von morgen. Dass „innere Sicherheit“ etwas ist, das auf das wichtigere Gut der Freiheit Rücksicht zu nehmen hat – ja, dass Sicherheit zunehmend wieder Sicherheit vor dem Staat bedeutet, nicht durch den Staat –, unsagbar in Wahlkampfzeiten? Dass das entscheidende politische Jahrhundertthema, nämlich die Klimakatastrophe, im Braunkohleland NRW kein Wahlkampfthema war – kein Skandal? Und nun, in der Einstimmung auf den Bundestagswahlkampf, verliert die taz wiederum kein Wort dazu. Hat sie nur noch den Job eines Chronisten des grünen Niedergangs und der neoliberalen Auferstehung zu erfüllen? Oder kommt da vor den Bundestagswahlen noch was an Meinungsstreit?

RÜDIGER HAUDE, Aachen

Dreckiges Klischee

betr.: NRW olé, olé, olé“, taz vom 13./14. 5. 17

Liebe Berliner und sonst wo Geortete, wann ist endlich Schluss mit den dreckigen Klischees über NRW und das Ruhrgebiet? Die Hintergrunddarstellung im ansonsten lustigen Bild auf Seite 3 stammt wohl aus einem Schimmi-„Tatort“ aus den 70ern im letzten Jahrtausend. Wann kommt ihr endlich mal selbst ins Ruhrgebiet, schreibt (und malt) nicht einfach das, was eh schon seit Jahrzehnten in euren Köpfen festrostet, sondern lasst es euch zeigen – und zwar alles, nicht nur die Viertel, die ihr so gerne habt.

Oder habt ihr Angst?

ANDREAS TASCHE, Dortmund

Bitter enttäuscht

betr.: „NRWeh“, taz vom 15. 5. 17

Der tiefe Fall der SPD war vorhersehbar. Die Partei hat ihre Wähler­klien­tel über einen langen Zeitraum bitter enttäuscht. Diese Enttäuschung beinhaltet unter anderem eine schlecht realisierte Inklusion und die verspätete Reaktion zu den Übergriffen in der Kölner Silvesternacht 2015. Die SPD muss zu ihren Wurzeln zurückkehren und mehr den Belangen des „kleinen Mannes“ gerecht werden. Dann geht es mit der Partei auch wieder aufwärts. JULIA ENGELS, Elsdorf

Grüne Groupies

betr.: „Reden, twittern, schuften“, taz vom 16. 5. 17

Sehr geehrte Redaktion, ich gebe dem Kommentator Georg Löwisch völlig recht, dass man der CDU/Merkel „Themen aufzwingen (muss), in denen sie stagniert“.

Da müssten SPD und Grüne doch auf den Gedanken kommen, dass Friedenspolitik in Europa dringlich ist. Friedenspolitik war bei den Grünen mehr als nur ein Schwerpunkt, sondern zentraler Ausgangspunkt. Davon ist praktisch nichts mehr zu merken – allenfalls etwas weniger Rüstungsexporte. Ob Bürgerkriegsgefahr im Balkan, ob militärische Auseinandersetzungen im Bereich Ukraine, Nato-Manöver im Baltikum – keine Diskussion, dafür präsentieren sich grüne Spitzenfrauen als Groupies von Poroschenko, der ja unverhohlen auf die militärische Karte setzt. Kritik an Merkels/von der Leyens Zusage für wesentlich mehr Rüstungsausgaben, Forderung nach Abschaffung der Sanktionen gegen Russland wegen dessen Verstößen gegen Völkerrecht (die man sich selbst genehmigt) – nix davon erkennbar.

So wie Frau Merkel in Sachen Flüchtlinge einen Notstand dieses Staates herbeigeführt hat durch Missachtung der Experten, die schon vor vielen Jahren vor dem Zustrom von Flüchtlingen gewarnt haben und auch auf die deutsche Mitverantwortung hierfür hingewiesen, ist die Kriegsgefahr in Europa gewachsen. Kein Thema für SPD und Grüne?

ULRICH HEMKE, Stade

Selbst schuld

betr.: „NRWeh“, taz vom 15. 5. 17

Frau Kraft legt alle Ämter nieder, das ist ein folgerichtiger Schritt nach dem Wahlergebnis, und die Regierung in Nordrhein-Westfalen ist abgewählt. Umso schlimmer ist es, dass die CDU das Ruder erobert hat! Aber die SPD in NRW hat selbst Schuld, wenn von sozialer Gerechtigkeit geredet wird und die Linke im Wahlkampf verteufelt wird! Wer nur redet und die Linke als Stiefkind ansieht, der kann auch im Bundestagswahlkampf Schiffbruch erleiden!RENÉ OSSELMANN, Magdeburg

Gerechtigkeitsfalle

betr.: „NRWeh“, taz vom 15. 5. 17

In der Gerechtigkeitsfalle steckt die SPD doppelt. 1. Ihr Hartz-Projekt ist weiter angstbesetzt. 2. 70 Prozent der Deutschen sagen, es gehe ihnen gut, was stimmt , und 50 Prozent sagen, es gehe hier gerecht zu. In dieser Grundstimmung wird um Mehrheiten gerungen. Was ist Gerechtigkeit? Ein dehnbarer Hoffnungsbegriff. Facharbeiter fühlen sich dem Mittelstand zugehörig. Die im Armutsbericht ausgewiesenen 40 Prozent der nicht Teilhabenden beteiligen sich weniger an Wahlen. Seit Jahrzehnten fließen jährlich 150 Milliarden Euro hauptsächlich an das eine oberste Prozent der Steuerzahler und deren leistungsstarke Zuarbeiter (20 Prozent). 2/3 dieses Geldes (privates Finanzvermögen – Bundesbank) fehlt dem gestaltenden Staat für Zukunftsvorsorge. So viel zu Deutschland, dessen Hartz-IV-Empfänger von diesem Unterstützungssatz nur leben können, weil deren Kleidung in Bangladesch für 60 Dollar im Monat genäht wird. KLAUS WARZECHA, Wiesbaden