LeserInnenbriefe
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Der Ebenezer Scrooge der BRD

betr.: „Die Regierung hat uns belogen!“, taz vom 4. 5. 17

Ich frage mich ernsthaft, was der Bürgerwille bei Politikern überhaupt gilt. Ende 2013 haben fast 2 Millionen EU-Bürger gegen die Privatisierung der Wasserwirtschaft unterschrieben (Right2Water-Kampagne). Für Griechenland will man jetzt genau das Gegenteil umsetzen, wobei jeder genau weiß, welche Nachteile für den Einzelnen damit verbunden sind. In Deutschland werden überall im Rahmen des Möglichen private Versorgungsunternehmen wieder in die Kommunen zurücküberführt.

Par ordre de mafiosi sollen wieder einmal Betriebe, die Gewinn abwerfen, kapitalisiert werden, wie schon bei einigen Seehäfen und Flughäfen des Landes umgesetzt. Die unattraktiven verlustträchtigen Unternehmen bleiben sozialisiert. Das kann ja der griechische Steuerzahler übernehmen. Dank Herrn Schäuble, der Ebenezer Scrooge der BRD, welcher weiterhin seine altersstarrsinnige Austeritätspolitik mit allen Mitteln durchsetzen will.

CLAUS KRETZSCHMAR, Itzehoe

Deutsche Werte, deutsche Namen

betr.: „Das Leid mit der Leitkultur“, taz vom 2. 5. 17

Wer sich so vehement für deutsches Verhalten in Deutschland einsetzt, sollte auch selbst ein Zeichen setzen. Ich verstehe nicht, warum der deutsche Innenminister nicht längst einen deutschen Namen trägt. Angela Merkel tut’s ja auch (der Großvater hieß ursprünglich Kazmierczak), und auch der Vater des früheren Ministers Matthöfer hatte seinen Namen (Maciejewski) geändert (übrigens auf dringende Bitte seiner künftigen Ehefrau hin). Es geht also. Der Name „Maizier(de)“ zum Beipiel würde mir gut gefallen. Aber bitte ohne „von“ davor. HEINZ H. MENGE, Bochum

„Alte Säcke“ auf Pedelecs

betr.: „Richtig in die Gänge kommen“, taz vom 6./7. 5. 17

Was mich an der Thematik immer wieder erheitert, ist, dass man sich als „Elektroradler“ gefälligst rechtfertigen soll, warum man denn nicht ohne Motor fährt. Was mich nachdenklich macht, ist, dass man in jedem Artikel mindestens einen Satz hinsichtlich der Bedenken findet, ob’s denn die „alten Säcke“ auf dem Rad auch schaffen, sich nicht sofort totzufahren.

Man sieht dagegen keine Probleme darin, dieselben „alten Säcke“ in 2-Tonnen-Blechkarren zu setzen, wo sie durch eine kleine Fehlbedienung in der Lage sind, mehrere Menschen gleichzeitig zu töten. Ich habe jedenfalls schon (zu) oft Nachrichten gelesen, die davon handelten, dass Senioren Bremse mit Gas verwechselt hatten und damit zumindest einen immensen Sachschaden angerichtet haben.

Der „Vorteil“ bei Pedelecs dürfte sein, dass Menschen, die körperlich nicht in der Lage sind, das Fahrrad zu bedienen, sehr schnell selbst schmerzlich erleben, dass sie entweder üben oder es lassen sollten. Bei Pkw-Lenkern fehlt dieses für Gesellschaft und Umwelt wichtige „Bio-Feedback“. Ich habe lieber viel mehr auf Rädern herumwackelnde Senioren auf dem Radweg als uneinsichtige Senioren auf dem Fahrer(innen)sitz im Auto. Für mich zählt das Pedelec in der jetzigen Form zu den genialsten Ideen des Jahrtausends, weil es Menschen in den Sattel hievt, die sonst niemals mehr radeln würden. UDO SIEBRASSE, Gelsenkirchen

Essen ohne Suchtdruck

betr.: „Die Schaufel im Arsch des Todes“, taz vom 29./30. 4. 17

Es gibt kein Essen, das ewig jung macht. Aber sehr wohl kann man sich ziemlich gesund ernähren, wenn man überlegt hat, für welche Nahrung der Mensch gemacht ist. Man muss nur betrachten, was er die längste Zeit seines Daseins hindurch gegessen hat, bevor er den Gebrauch des Feuers lernte, und das war: Rohkost. Was auch immer sich roh essen lässt – darüber entscheidet der persönliche Geschmack –, kann gegessen werden und ist verträglich. Folge langfristig: Normalgewicht, schöne Haut, guter Körpergeruch, weitgehendes Wohlbefinden.

Dass die Lebensmittelindustrie „in Unmündigkeit gefangen“ hält, ist wahr. Wenn aber schon Kant, dann vor allem der Schluss seines wunderbaren Textes: „Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“ Ich bin seit bald vierzig Jahren mit dem Thema beschäftigt, weil Esssucht mich zwang, zu suchen, was ich essen könnte ohne Suchtdruck. Dass ich den Denkansatz der Rohköstler gefunden habe, dafür bin ich dankbar. ELISABETH KASCH, Reinbek

Dass es so was wie die taz gibt!

betr.: „Drei Tornados“, Leserbrief vom 6./7. 5. 17

Och nö, nicht schon wieder ein Leserbrief „früher-war-die-taz-viel-besser“! Allein dass es so etwas wie die taz gibt, ist schon ein kleines Wunder. Und die Umsetzung, Tag für Tag, ist gigantisch gut. JÖRG TEEPE, Hamburg

Albi ist eine Reise wert

betr.: „Die Stadt, sie schläft und stirbt“, taz vom 19. 4. 17

Wir waren zufällig zwei Tage nach Erscheinen dieses Artikels in Albi und können die Schilderung über den Werdegang dieser Stadt nicht nachvollziehen. Im Gegenteil, er schadet dieser wunderschönen Stadt, die unbedingt eine Reise wert ist. Nicht nur wegen der Kathedrale, sondern wegen ihrer wunderschönen Lage am Tarn, der malerischen Altstadt und den vielen gelassenen, freundlichen Menschen, denen man dort überall begegnet. Von Leerstand oder aussterbender Stadt keine Spur!

RENATE KIMBEL, Undenheim