FRAUEN VERZOCKEN UNSERE KOHLE

VON CONSTANZE HINTZE Schade. Es wird dann doch nichts mit der Quote im Finanzwesen. Denn mit mehr Frauen steigt das Risiko

Er darf keine Karriere machen, weil er keine Frau ist“, so bedauerte Bild kürzlich den Luxemburger Notenbankchef. Die Qualifikation von Herrn Yves Mersch sei unzweifelbar hoch. Trotzdem kriegt er den Job offensichtlich nicht. Derzeit blockiert Spanien seinen Einzug ins EZB-Direktorium, zuvor legte das EU-Parlament ein Veto ein. Weil er das falsche Geschlecht hat. Tja. Mit der Erfahrung steht er nicht allein da.

Eine Niederlage musste zunächst auch EU-Justizkommissarin Viviane Reding einstecken. Ihr Vorstoß, europaweit einen Mindestanteil von Frauen in europäischen Aufsichtsräten zu erzwingen, wurde im ersten Durchgang gerade mal von 7 der 27 Kommissare unterstützt. Nun schaffte sie es doch, die Mehrheit hinter sich zu bringen. Der EU-Ministerrat aber dürfte weiter blockieren. Selbst die deutsche Frauenministerin sagt, dass sie nur eine „intelligente Frauenquote“ befürworte, „die bei den Ursachen für den geringen Frauenanteil in Top-Positionen ansetzt und Unterschiede der Unternehmen und Branchen berücksichtigt.“ Dafür könnte sie gute Gründe haben. In der Finanzbranche zum Beispiel würden mehr Damen in Chefsesseln der Zockerei Vorschub leisten.

Wir haben es aus seriöser Quelle. Die Deutsche Bundesbank hatte eine Studie in Auftrag gegeben, die unter anderem herausfinden sollte, wie sich ein höherer Frauenanteil in Bankvorständen auswirkt. Das Ergebnis: Die Risikofreude der Unternehmen steigt. Zwar nur marginal. Aber es gibt ja bislang auch nur wenige weibliche Vorstände. Gott sei Dank, sagt da mancher. Was soll erst passieren, wenn die Damen noch mehr Plätze an den Konferenztischen erobern? Eine ganz schlimme Finanzkrise womöglich!

Es ist ja auch toll, wie einflussreich wir sind, wenn man uns nur den kleinen Finger gibt. Kaum gesellt sich eine Frau zu zwei, vier oder sechs Männern, schon wird riskanter investiert. Setzt sich da eine aggressive Minderheit handtaschenschwingend durch – oder beeinträchtigt gar die Anwesenheit einer Frau die Ratio der Herren? Möchten diese sie womöglich mit ein paar PS mehr beeindrucken?

Man muss nur 1 und 1 eins zusammenzählen, fertig ist eine aussagekräftige Studie: In Gegenden, in denen mehr Störche nisten, bekommen die Frauen deutlich mehr Kinder. Ergo: Der Storch bringt die Babys. Je mehr Ampeln pro Quadratkilometer, desto mehr Unfälle. Ergo: Weg mit dem Rotlicht! Je weniger Ampeln, desto höher die Geburtenrate. Ergo …?

Na gut, auf dem Land gibt’s weniger Verkehr, weniger Straßen, traditionell größere Familien sowie mehr storchenfreundliche Kirchtürme und Tümpel. Als Frau sehe ich eben alles zu kompliziert.

Statistiken lügen nicht. Ich habe auch welche. Nach Studien der DAB Bank erzielen Männer in guten Börsenjahren zwar dank risikoreicheren Strategien höhere Renditen als Frauen. Doch haben die Depots von Frauen in den extremen Turbulenzen der letzten Jahre Aktienjahre 2007 und 2008 deutlich geringere Verluste eingefahren als die der Männer.

Bei Hypo Real Estate, IKB, BayernLB, WestLB oder Q-Cells hatten Männer das Sagen. Das taumelnde Internet-Unternehmen Yahoo hat sich dagegen zur Rettung eine Frau ins Haus geholt. Marissa Mayers erste Quartalszahlen sind prima, der Börsenkurs stabilisiert sich. Ein gutes Händchen scheint sie auch bei ihrer jüngsten Übernahme eines Start-up gehabt zu haben. Nebenbei: Während sie das schaffte, war sie hochschwanger. Die Tatsache, dass so was bei Frauen im besten Karrierealter nicht selten vorkommt, wird ja als natürliches Hindernis betrachtet: An eine solche Hochrisikogruppe kann man einfach keine Jobs vergeben, die jederzeit den ganzen Mann fordern.

In diesen Zusammenhang passt übrigens eine andere Studie der Deutschen Bundesbank, die dieselben Wissenschaftler vor Kurzem veröffentlicht haben. Sie stellen darin eine Tendenz fest, dass in Banken gerne gerade dann die schwierigeren Jobs an Frauen vergeben werden, sobald ein Institut in Schwierigkeiten gerät. Nicht vorher. Über die Gründe kann man grübeln: ob als Sündenböcke, weil sie eben doch überlegter zu Werke gehen? Oder weil man daran gewöhnt ist, dass Frauen halt hinter den Jungs herräumen?

Constanze Hintze, 48, Finanzberaterin und Geschäftsführerin von „Svea Kuschel + Kolleginnen, Finanzdienstleistungen für Frauen“ (www.svea-kuschel.de), hat in 25 Jahren Finanzberatung Frauen besonnener und weniger risikobegeistert erlebt als Männer.