Drei Lösungen für die K-Frage

Welche Möglichkeiten Schröder bleiben, aus der verzwickten Lage herauszukommen – und noch einigermaßen gut auszusehen

Harakiri, Vergiftung des Gegners oder einfach warten, wer zuerst tot umfällt? So weit muss es nicht kommen: Zur Lösung des Machtpokers zwischen Gerhard Schröder und Angela Merkel bieten sich mehrere Wege an, deren Chancen steigen und fallen wie ein Aktienkurs. Derzeit sind drei Lösungen aktuell.

1. „Der Klügere gibt nach“-Lösung

Strategie: Schröder tritt ab und dafür erhält die SPD bei den Verhandlungen um eine große Koalition einige attraktive Ministerposten mehr. Motto: Ich, Schröder, will das Gezerre beenden und opfere mich für das Land. Doch dafür soll die SPD auch was bekommen. In diesem Fall würde Schröder nicht mehr im Bundestag fürs Kanzleramt kandidieren, stattdessen einigten sich SPD und CDU/CSU nur auf eine Kandidatin, nämlich Merkel. Vizekanzler würde dann ein SPD-Spitzenmann, etwa der Ex-NRW-Ministerpräsident Peer Steinbrück.

Image-Faktor: Hoch. In der öffentlichen Meinung käme das gut an, weil der Kampf zwischen Schröder und Merkel von vielen BürgerInnen als Sandkastenspielchen missbilligt wird, zumal die Koalitionsmöglichkeiten mit den kleinen Parteien weitgehend weggefallen sind. Schröder könnte der Schmähung entgegentreten, ein „Pattex-Kanzler“ zu sein, der an seinem Stuhl klebt.

Wahrscheinlichkeitsfaktor: Die Wahrscheinlichkeit steigt, desto mehr die Reputation der beiden Kontrahenten, darunter besonders Schröders, durch das Machtgezerre leidet. Es sei denn, Schröder hofft noch auf …

2. Die „Zermürbungstaktik“

Strategie: Mit dieser Methode setzen die Kontrahenten ihren Nervenkrieg fort und spielen auf Zeit. Dabei hält Schröder daran fest, dass er trotz des SPD-Rückstandes gegenüber der CDU/CSU weiterhin Umfragekanzler bleibt. Die Dresden-Wahl am kommenden Wochenende wartet er ab, um bei einem guten Abschneiden der SPD weitere Munition zu bekommen. Er droht, im Bundestag nach dem 18. Oktober als Kanzler kandidieren zu wollen, bis hin zum dritten Wahlgang, vielleicht sogar mit der Hoffnung, auch mit Stimmen aus der Linkspartei gewählt zu werden. Dann hätte er aber im besten Fall nur eine rot-grüne Minderheitsregierung unter Duldung der Linkspartei. Eine besondere Variante der „Zermürbungstaktik“: In geheimen Gesprächen bietet Schröder an, zu verzichten, wenn im Gegenzug auch Merkel nicht mehr zur Verfügung steht. Motto: Wenigstens habe ich sie mit ins Verderben gerissen.

Imagefaktor: Sinkend. Die Hängepartie zermürbt nicht nur die politischen Gegner, sondern auch die Nerven der BürgerInnen.

Wahrscheinlichkeitsfaktor: Ein Weiterführen der Zermürbungstaktik wird eher unwahrscheinlicher. Die Union gibt einem Nervenkrieg nämlich umso weniger nach, je mehr sie Rückenwind in der öffentlichen Meinung spürt. Im Falle von Merkels Abtreten wäre außerdem beispielsweise auch Hessens CDU-Ministerpräsident Roland Koch, ein möglicher Kanzlerkandidat, keinesfalls beliebter als Merkel. Niedersachsens CDU-Ministerpräsident Christian Wulff, auch als Kandidat im Gespräch, hat erklärt, nicht zur Verfügung zu stehen.

3. Die Job-Sharing-Lösung

Strategie: In der Job-Sharing-Lösung bleiben sowohl Schröder als auch Merkel nur jeweils eine bestimmte Zeit im Amt, dann kommt die Gegenseite dran. Nach einem Bild am Sonntag-Bericht ohne genaue Quellenangabe wäre Schröder jetzt auch schon zufrieden, wenn er noch ein Jahr Kanzler bleiben dürfte. Bislang war von einer Halbierung der vierjährigen Amtszeit die Rede. So was gab es in den 80ern in Israel.

Imagefaktor: Lustig. Ein Job-Sharing böte Stoff fürs Kabarett. Wer im Arbeitsleben steht, weiß jedoch, dass man beim Job-Sharing an einem Strang ziehen muss. Das Gezerre um die Details einer solchen Arbeitsteilung käme nicht gut an (siehe: Zermürbungstaktik).

Wahrscheinlichkeitsfaktor: Niedrig. Die CDU ist strikt gegen jede Form von Job-Sharing. BARBARA DRIBBUSCH