: Kriegsbeil begraben
Ballett Widerstand überwunden:Sasha Waltz und das Staatsballett Berlin
Es war eine unglückselige Opposition zwischen den Freunden des Balletts und den Freunden des zeitgenössischen Tanztheaters, die in Berlin zu erheblichen Protesten gegen die Ernennung von Sasha Waltz und Johannes Öhman als kommende Intendanten des Staatsballetts Berlin geführt hatte. Das Ensemble protestierte, 20.000 Unterschriften wurden gesammelt, die Angst stand im Raum, das klassische Repertoire sei in Berlin nicht mehr gefragt.
Seit letztem Freitag werden nun neue Signale gesendet. Das Staatsballett und seine zukünftigen Chefs gaben eine gemeinsame Pressekonferenz. Waltz und Öhman konnten von einem Gespräch mit dem Ensemble berichten, in dem einiges von der Unsicherheit und der Gegnerschaft abgebaut werden konnte.
Und dafür waren konkrete Namen verantwortlich, von renommierten Choreografen aus der Welt des klassischen Repertoires, die demnächst Choreografien für das Staatsballett entwickeln werden, wie Alexei Ratmansky und Frank Andersen. Mit zeitgenössischen Stücken sind Richard Siegal, der in München gerade eine eigene Compagnie aufbaut, und Sharon Eyal beauftragt. Sasha Waltz selbst will für die Spielzeit 2019/20 ein eigenes Stück für das Staatsballett entwickeln. Ihre bisherigen Choreografien, die weltweit gefragt sind, werden nicht ins Staatsballett wandern, sondern im Repertoire von Sasha Waltz’ eigener Compagnie bleiben. Auch das ist sicher ein beruhigendes Signal für die, die einen Verdrängungskampf Alt gegen Neu fürchteten.
Diese Gegnerschaft von Tanzgeschichte und Gegenwart ist ein unwürdiger Popanz, am Leben gehalten von der Konkurrenz um Fördermittel. Brücken über diese Kluft zu entwickeln, sieht Sasha Waltz als ihren Auftrag.
Johannes Öhman, der bisher das Royal Swedish Ballet in Stockholm leitet, wird schon 2018 als Intendant beginnen, Waltz ein Jahr später. Ab diesem Sommer will Öhman das Staatsballett-Ensemble genauer kennenlernen.
Katrin Bettina Müller
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