heute in hamburg
: „Dabeisein ist nicht alles“

Inklusion Pit Katzer von der Volksinitiative „Gute Inklusion“ über das, was an Schulen fehlt

Pit Katzer

Foto: privat

65, ist ehemaliger Schulleiter und Vertrauensmann der Volksinitiative „Gute Inklusion“.

taz: Herr Katzer, was ist schlechte Inklusion?

Pit Katzer: Wenn Kinder mit und ohne sonderpädagogischen Förderbedarf zusammen in der Klasse sind, aber kein Unterricht stattfindet, durch den alle diese Kinder ihre Potenziale entfalten können. Dabeisein ist hier nicht alles.

Wo hakt es?

Da die Ressourcen vorne und hinten nicht reichen, stoßen viele Schulen an ihre Grenzen.

Was planen Sie für heute?

Wir werden als Volksinitiative am heutigen Mittwoch um elf Uhr im Rathaus Unterschriften für unsere Ziele abgeben.

Wie viele sind es geworden?

Das verraten wir bei Übergabe.

Sie brauchen 10.000 für ein Volksbegehren. Liegen wir falsch, wenn wir von 20.000 Unterschriften ausgehen?

Nicht sehr, jedenfalls.

Wie geht es dann weiter?

Wir gehen davon aus, dass im Schulausschuss Anfang Juni eine öffentliche Anhörung von uns gibt. Die zweite Stufe sieht ein Volksbegehren im nächsten Frühjahr vor. Führt auch das nicht zur Einigung, kommt der Volksentscheid parallel zur Europawahl 2019 oder zur Bürgerschaftswahl 2020.

Setzen sie auf Verhandlungen und Einigung oder Konflikt und Volksentscheid?

Wenn wir durch Gespräche mit der Politik zu substantiellen Verbesserungen bei der Inklusion kommen, brauchen wir keinen Volksentscheid.

Gibt es Signale der Gesprächsbereitschaft aus dem Rathaus?

Dazu ist es noch zu früh. Die Frage stellt sich für die Politiker erst, wenn die Volksinitiative zustande gekommen ist.

Woran mangelt es am meisten?

An Stunden für sonderpädagogisches Personal, aber auch für Pflege- und Therapiepersonal. Der Senat hält seine eigenen, 2012 formulierten Zielvorgaben an zusätzlichen Lehrerstunden für Schüler mit Förderbedarf bei Weitem nicht ein.

Was würde die Stadt die Umsetzung ihrer Forderungen kosten?

Die Behörde spricht von 50 Millionen Euro pro Jahr. Inklusion ist eine anspruchsvolle Aufgabe und die Kosten liegen aus unserer Sicht im Rahmen.

Was hätte es für Folgen, wenn nicht mehr Geld in Inklusion investiert wird?

Die Stadtteilschulen sind am meisten durch die Inklusion belastet. Tut sich hier nichts, wird sich die Zahl der Anmeldungen an dieser Schulform noch weiter verringern.

Interview Marco Carini

Unterschriftenübergabe der Volksini: 11 Uhr, Senatskanzlei im Rathaus