Wochenübersicht: Bühne
: Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

POKER IM OSTEN: HAU 2: „Die Wiederv.“, 29.–30. 9., 23 Uhr; HAU 3: „No Go Home“, 29.–30. 9., 19.30 Uhr; HAU 1: „Undergr.“, 1. 10., 19Prater: „Cappuccetto Rosso“, 1. 10.Tempodrom: „Benjamin Blümchen“, 2. 10., 14 Uhr

Fünfzehn Jahre deutsche Einheit, das wird im HAU in dieser Woche gefeiert, wenn das Vereinigungstheaterfestival „Poker im Osten“ in die zweite Runde geht. Am Donnerstag kommt es im HAU 1 zum Clash der Unterhaltungskulturen. In Teil sechs seiner dokufiktionalen Analyse wendet sich Planet Porno 06 mit „Die Wiedervereinigung“ nun dem Bereich Boulevard zu. Ins Gefecht werden u. a. Maffay contra Karat, Lippert gegen Gottschalk und Superillu contra Bunte geführt. In dem Stück „No Go Home“ wird im HAU 3 Armin Petras Euripides-Bearbeitung „Herakles Kinder“ gezeigt, die das Leben von Asylbewerbern in den neuen Bundesländern beleuchtet. Und in einer Lese-Performance lesen fast 50 tragende Säulen des Berliner Kulturlebens, darunter Anne Tismer, Corinna Harfouch oder Matthias Matschke von Samstag 19 Uhr bis Sonntag früh um 4 Uhr unter Thomas Heises Leitung im HAU 1 aus Wladimir Makanins Reise durch das Russland der 90er-Jahre „Underground Oder ein Held unserer Zeit“. Im Prater nimmt man sich dagegen in dieser Spielzeit einer besonders gefährdeten Minderheit an: der Heterosexuellen. Das gesellschaftliche Interesse konzentriert sich momentan eher aufs Gleichgeschlechtliche. Klar, dass da beträchtlicher Handlungsbedarf besteht. Und weil an der Volksbühne stets geübte Diskursakrobaten tätig sind, kommt man von der Heterosexualität auch auf das Repräsentationstheater zu sprechen, wo Probleme bloß ausgestellt statt bekämpft werden. Ab Samstag zeigt René Pollesch in „Cappuccetto Rosso“, wie es richtig geht.Ob man danach sein Immunsystem genügend gestärkt hat, um gefahrlos einer musikalischen Großveranstaltung im Tempodrom zu begegnen? Dort wird am Sonntag nämlich das Familienmusical „Benjamin Blümchen“ uraufgeführt. Törö!