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Rechts und intellektuell: Geht das?

Nachdenker Unser Porträt des rechten Publizisten und geistigen Paten der Jungen Freiheit, Karlheinz Weißmann, erregt Widerspruch – vor allem wegen der Überschrift, die den Lehrer aus Northeim als „Intellektuellen“ tituliert

Gymnasiallehrer und rechter Publizist mit Einfluss: Karlheinz Weißmann aus Northeim bei Göttingen, hier 2005 Foto: Mark Mühlhaus/attenzione

Man wundert sich

betr.: „Der Oberintellektuelle“,taz.nord vom 22./23. 4. 17

Was bitte ist an diesem Herrn auch nur rudimentär intellektuell? Was klug? Unreflektiertes Gelaber über den steten Niedergang von irgendwas, antiliberales Gewäsch, „Gegenaufklärung“, Geschichtsklitterung, dumpfes Raunen, Worte von vorgestern (Gilde)? Man wundert sich.

 In der Jungen Freiheit wurde das sog. Geschichtsbuch dieses Herrn bejubelt und der im Artikel zitierte Herausgeber dieses Schmierblattes erklärte beseelt, wie er seinem Enkel am sog. Hermannsdenkmal im Teutoburger Wald anhand dieses Machwerks erklärte, dass hier „Herrmann“, der Urvater „der Deutschen“, ihre „Freiheit“ verteidigte, indem er die bösen Römer schlug. Ah ja. Allerdings ist noch nicht mal der Ort der Schlacht verbürgt.

 Dümmer geht nimmer. Ahistorischer auch nicht.

 Man kann ja Menschen porträtieren, bei denen irgendwann mal irgendwas entscheidendes schief gelaufen ist, weswegen Menschen in deren Nähe einfach nur dümmer werden.Aber bitte keine Beweihräucherung ... Sebastian Kreibig, taz.de

Nicht mehr 1933

betr.: „Der Oberintellektuelle“,taz.nord vom 22./23. 4. 17

Wie man auf die Idee kommen kann, Leute wie Karlheinz Weißmann als „Intellektuelle“ zu bezeichnen, müsste man mir erst mal erklären. Das Wort „Intellekt“ bezeichnet laut Lexikon „die Fähigkeit, etwas geistig zu erfassen“. Es meint „die Instanz im Menschen, die für das Erkennen und Denken zuständig ist“. Intellekt, heißt es weiter, werde oft „als Synonym für „Verstand“ verwendet, könne aber auch die Bedeutungen „Vernunft“, „Bewusstsein“ oder „Geist“ haben.

 Bei Leuten, die vom „liberale[n] Syndrom“ schwafeln, an dem „die Völker zu Grunde [gehen]“, die überall „unaufhebbare[] Antagonism[en]“ wittern und/oder Gemeinschaft, Identität und Bindung „jenseits der Ratio“ verortet sehen wollen, kann ich weder Verstand noch Geist oder auch nur Bewusstsein erkennen, von einer irgendwie geartete Vernunft ganz zu schweigen.

 Nein, Karlheinz Weißmann und seine Spieß(er)gesellen haben bislang keineswegs bewiesen, dass sie die Fähigkeit besitzen, geistig zu erfassen, was geschieht und was zu tun ist. Im Gegenteil. Ich will nicht, dass man sie als „Intellektuelle“ bezeichnet, schon gar nicht in der taz.

 Wir schreiben nicht mehr 1933 und wir alle hatten Geschichte in der Schule. Wir müssen das Wort „Intellektueller“ nicht unbedingt wieder zu einem Schimpfwort machen. Noch haben die alten und die neuen Nazis die Macht nicht zurückerobert. Die taz sollte sich jedenfalls davor hüten, sie dabei zu unterstützen.

MOWGLI, taz.de

Goebbels dumm?

betr.: „Der Oberintellektuelle“,taz.nord vom 22./23. 4. 17

@mowgli Natürlich gibt es auch rechte Intellektuelle. Würden Sie allen Ernstes sagen, etwa Carl Schmitt wäre keiner gewesen? Intellellektualität hat ja nicht automatisch etwas mit Humanität zu tun. Denken Sie etwa, Goebbels war ein dummer Mensch?

JIM HAWKINS, taz.de

Lehrer bleiben

betr.: „Der Oberintellektuelle“,taz.nord vom 22./23. 4. 17

Leute, die liberal und libertär mit Beliebigkeit gleichsetzen, ob die Intellektuelle genannt werden sollen, wees ned. Solange der aber seinen Unterricht nach dem gültigen Lehrplan hält und dort die „Staatsdeutung“ der Geschichte lehrt, kann und soll der Lehrer bleiben. HUGO, taz.de