LESERINNENBRIEFE
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die tageszeitung | Rudi-Dutschke-Str. 23 | 10969 Berlin | briefe@taz.de | www.taz.de/zeitungDie Redaktion behält sich Abdruck und Kürzen von LeserInnenbriefen vor . Die veröffentlichten Briefe geben nicht unbedingt die Meinung der taz wieder.

Die Bibliothek als Beute

betr.: „Die Reform wäre das Ende der ZLB“, taz vom 2. 3. 2017

Manche wollen Autobahnen privatisieren. Im Land Berlin soll fast die gesamte Medienauswahl und -bearbeitung in der ­Zentral- und Landesbibliothek Berlin privatisiert werden. Zwei, drei Großbuchhandlungen sollen jetzt 90 Prozent der Auswahlarbeit übernehmen, obwohl sie ohne bildungs- oder kulturpolitischen Auftrag handeln. Damit verliert Berlin endgültig eine beliebte Kultur- und Bildungsressource, die von so vielen dringend gebraucht wird.

Schon im Jahr 2016 war die Hälfte der Buchanschaffung an die ekz.bibliotheksservice GmbH und die Großbuchhandlung ­Hu­gen­dubel outgesourct worden. Die taz hatte darüber ausführlich berichtet. 20.000 LeserInnen haben protestiert – zu Recht, wie sich danach herausgestellt hat.

Das Angebot wurde verflacht, die Titelbreite in der Auswahl stark reduziert und die ZLB mit Ratgebern und einfacher Genreliteratur überschwemmt. Es fehlt die neue Fachliteratur, die Publikumsverlage nicht anbieten. In der Jugendbibliothek fragen die jungen LeserInnen angesichts einer Schwemme von Jugendbüchern und Liebesromanen schon: „Und wo bleiben die anderen Bücher?“

Jetzt soll dieser Kurs verschärft und fast auf die gesamte Medienauswahl einschließlich Musik und Film ausgedehnt werden. Am 11. Mai will der Stiftungsrat diese bereits beschlossene Sache kurz vor dem Ende seiner Amtszeit im September 2017 durchziehen, und zwar gegen den erklärten Willen der Fachleute in der ZLB. Und das auch noch für die ganze Laufzeit dieser Legislatur­periode bis 2022!

Was sagt der Kultursenator Klaus Lederer dazu? Ist es „links“, der nichtakademischen Bevölkerung solche vielfältigen Bildungs- und Kulturressourcen zu entziehen, wie sie die ZLB bisher geboten hat? Unsummen werden von Bund und Land in die Hochkultur im Land Berlin gepumpt, und die größte öffentliche Bibliothek in Deutschland, die für alle Schichten der Berliner Bevölkerung arbeitet, muss jetzt 90 Prozent ihrer Medienauswahl von Privatfirmen machen lassen, obwohl sie ihre Fachkompetenz in den letzten Jahrzehnten nachgewiesen hat: mit 3,7 Millionen Ausleihen (2015) und täglich 4.500 Besuchern. Hier gibt es etwas zu verteidigen im Land Berlin! PETER DELIN, Berlin

AfD neben der Spur

betr.: „Alternativdeutsche Ausrufezeichen“, taz.berlin vom 20. 4. 17

„Neue Busspuren nur mit Augenmaß!“, schreibt die AfD in einer Pressemitteilung, und Sie schreiben: „Ich hab das so interpretiert, dass man da keine Vermessungsingenieure mehr braucht, sondern einfach mal den Sarrazin mit weißer Farbe losschickt. Man wird ja wohl noch malen dürfen ...“

Erstens würde das keine Lösung bringen, sondern die bestehenden Probleme in Deutschland, wie die Arbeitslosigkeit, verstärken. Und zweitens haben wir mal wieder eine Pressemitteilung der AfD, der wir entnehmen können, dass es dieser Partei an Themen und Vorschlägen mangelt. Dabei muss aber eine Partei, die in den Bundestag will, etwas bewegen können. Da kommt die AfD mit immer wiederkehrenden Streits über politische Ausrichtung nicht drum herum! STEFAN MUSTERMANN auf taz.de

Macron ist nicht links!

betr.: „Vive la France“, taz.berlin vom 24. 4. 17

Macron + Fillon + Le Pen = 47,7% + 8,3% + 2,1% = 58,1% ... und das heißt, dass die Mehrzahl der Franzosen eben nicht links gewählt hat, sondern rechts. Macron hat volkswirtschaftlich keinen einzigen linken Vorschlag im Programm und ist, sozial gesehen, nicht mehr als liberal.

Ich muss zugeben, dass ich bei der ganzen Berichterstattung der taz nicht verstanden habe, warum Sie darauf bestehen, eine Position, die sich in Deutschland am ehesten in der FDP finden würde, als „links“ zu bezeichnen. Aber Ihr Kandidat wird der nächste Präsident Frankreichs werden. Glückwunsch.

BIGRED auf taz.de

Showbusiness statt Protest

betr.: „Manufactum für die Szene, taz.berlin vom 27. 4. 17

Was haben, bitte schön, Danielle de Picciotto, Dimitri Hegemann und Tom Tykwer mit der „Protestbewegung Berlins“ zu tun? ­„Geschichte, Status quo und Perspektiven von Showbusiness und Tourismus in Berlin sowie deren Auswirkungen“ – das wäre ein ehrlicherer Titel der Diskussionsrunde gewesen!

NINETTO auf taz.de