Streit um Drogenklinik

SUCHTHILFE Der Bau einer Therapieeinrichtung in ihrem Viertel entzweit in Hamburg Eltern und Lehrer

Manche in Wandsbek sind dafür, Abhängige „mitten unter uns“ zu therapieren

Wegen einer geplanten Suchtklinik droht im Hamburger Stadtteil Wandsbek ein Streit zu eskalieren. Auf der einen Seite steht der gemeinnützige Träger „Jugendhilfe“, der mit Unterstützung der Sozialbehörde und vier Millionen Euro aus dem Konjunkturprogramm ein ehemaliges Polizeikrankenhaus in eine Suchthilfeeinrichtung umbauen will.

Auf der anderen Seite kämpft eine Bürgerinitiative, der sich Eltern und Lehrer aus der Nachbarschaft angeschlossen haben. Sie befürchten, die Einrichtung mit insgesamt 62 Plätzen könnte Drogendealer ins Viertel locken und damit „die Schüler der Gymnasien einer erhöhten Gefahr“ aussetzen. Zudem warnen sie, dass die Klinik die Bewohner einer nahe gelegenen Altenwohnanlage verängstige. Nach einem Runden Tisch und hitzigen Debatten in der Öffentlichkeit lehnte das zuständige Bezirksamt den Bau der Therapieeinrichtung ab. Nun verhandelt das Hamburger Oberverwaltungsgericht über die Baugenehmigung.

Überraschend traten am Donnerstag 50 WandsbekerInnen auf den Plan, um das Vorhaben von „Jugendhilfe“ zu unterstützen. „Wir sind verantwortungsvolle Eltern, die es als ihre Pflicht empfinden, bedürftigen Menschen eine angemessene Unterstützung zu ermöglichen“, sagt Monica Beer-Möller, die in der Nähe der geplanten Drogeneinrichtung wohnt. Es sei wichtig, Drogenabhängige nicht am Stadtrand, sondern „mitten unter uns“ zu therapieren.

Ob das Oberverwaltungsgericht diese Meinung teilt, ist noch unklar. Bis zur endgültigen Entscheidung wird „Jugendhilfe“-Vorstand Christine Tügel nicht müde, Kritiker zu beruhigen. „Viele Menschen haben Angst davor, dass Suchthilfeeinrichtungen süchtig machen“, sagt sie. Dabei gebe es keinen Grund, zu befürchten, dass der Drogenhandel im Viertel wegen der Klinik floriere. „Unsere Patienten wollen einen Schutzraum“, sagt Tügel.

Dem Träger zufolge müssen die drogenabhängigen Patienten vor ihrem Klinikaufenthalt bereits abstinent sein. Auf sie wartet ein straffes Behandlungsprogramm: von morgens bis abends Therapien, Sitzungen und Beratungen. Mit Hilfe von Ärzten, Sozialpädagogen und Therapeuten sollen Patienten lernen, ohne Drogen zu leben. UTA GENSICHEN