Griechenland spaltet

KRISE Die internationalen Geldgeber haben noch keine gemeinsame Linie für weitere Hilfen

BRÜSSEL rtr | So richtig trauen sie sich gegenseitig offenbar nicht über den Weg. Wenn sich die Euro-Finanzminister am Dienstagabend zu einer Sondersitzung zum Thema Griechenland treffen, will Christine Lagarde, die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), dabei sein. Dafür sagt sie eine geplante Asienreise ab.

Die beiden großen internationalen Geldgeber für das hochverschuldete Land hatten sich am vergangenen Montag über das weitere Vorgehen zerstritten. Der IWF pocht auf einen Abbau des griechischen Schuldenbergs auf 120 Prozent des Bruttoinlandsprodukts bis 2020, die Euro-Gruppe will dem Land zwei Jahre länger Zeit geben, ist sich aber uneins, wie die Mehrkosten finanziert werden sollen. IWF-Experten glauben, dass der Abbau kaum ohne einen Nachlass der öffentlichen Gläubiger zu erreichen ist. Geldgeber wie Deutschland und die Niederlande schließen das aber aus.

Anders als die Bundesregierung sprechen sich jedoch auch führende Ökonomen in Deutschland für einen Schuldenschnitt aus. „Ein Schuldenschnitt für Griechenland ist unausweichlich“, sagte Clemens Fuest, künftiger Präsident des Mannheimer Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung, der Welt am Sonntag. „Die Frage ist nicht mehr ob, sondern nur noch wann dieser Schritt kommt.“ Der Würzburger Wirtschaftsweise Peter Bofinger sieht das genauso: „Das ist ähnlich wie bei einem Privathaushalt, der sich übernommen hat“, sagte er. „Ohne einen solchen Schnitt wird das Land nicht wieder auf die Beine kommen.“ Der Direktors des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts, Thomas Straubhaar, warnt dagegen: Wenn die Schulden reduziert würden, sei aus griechischer Sicht nicht mehr dieselbe Anstrengung nötig. Zudem könnten andere Länder ähnliche Nachlässe verlangen.