Spaß und Reflexion: Vielfalt derPerspektiven
Hamburger Kunsträume
von Hajo Schiff
Freier Eintritt in die den Bürgern gehörenden Sammlungen sei zwar wünschenswert, aber nicht finanzierbar, so war erst vor Kurzem wieder zu hören. Also muss Publikum anderweitig gelockt werden. Denn die Museen sind nichts ohne wahrnehmende Bürger. Wenn vor lauter Bürgern das Museum fast nicht mehr wahrnehmbar ist, ist wieder „Lange Nacht“: Bis 2 Uhr sind heute 54 Hamburger Institutionen geöffnet.
Und alle haben ein besonderes Programm: Es gibt rund 800 Führungen, Musik-, Tanz- und Theaterdarbietungen, Filme und Lesungen, technische Vorführungen und Mitmach-Aktionen. Im vergangenen Jahr zog das Event 30.000 Besucher an, die mit zehn speziellen Busrouten ab Deichtorplatz, allen regulären HVV-Linien sowie Alsterdampfern, Elbbarkassen und Stadtrad-Leihrädern zum Pauschalpreis von 15 Euro so viel besuchen können, wie sie denn schaffen. Zum 17. Mal demonstriert so die Museumsszene ihre Vielfalt, von der Eiszeit zum Atombunker, von der Renaissance zur Hula-Hoop-Lichtshow, von der KZ-Gedenkstätte zur Hintergrundführung zu den unternehmerischen Rahmenbedingungen von Ausstellungshäusern.
Ebenfalls am heutigen Samstag sind die zwölf Galerien im Kontorhausviertel bis Mitternacht geöffnet. Vom Münzplatz bis zur Kleinen Reichenstraße ist jüngere Malerei, Fotografie und Skulptur zu sehen, darunter im Galeriehaus japanische Seelenlandschaften und in mehreren Räumen eine kleine Retrospektive von Rolf Rose, der seine monochromen Ölbilder mit dem Kammspachtel malt.
Damit der alternative Kulturbegriff nicht zu kurz kommt, sei am Sonntag um 16 Uhr in der Arnoldstraße die Diskussion „Reflexionen und Perspektiven künstlerischer Selbstorganisation in Hamburg“ empfohlen. Dort wird auch der neue Reader vorgestellt, der die vergangenen 40 Jahre künstlerischer Basisarbeit und kulturpolitischer Selbstermächtigung am Beispiel des Künstlerhauses Frise in Erinnerung ruft.
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