Niedrigere Gebühren für Handy-Telefonate

MOBILFUNK Die Bundesnetzagentur senkt die Preise für die Durchleitung von Gesprächen

BERLIN taz | Telefonieren per Handy wird ab Dezember deutlich billiger – zumindest wenn es nach der Bundesnetzagentur geht. Die Behörde will, dass die Gebühren sinken, die sich die Mobilfunknetzbetreiber gegenseitig für die Durchleitung von Telefonaten in Rechnung stellen. Derzeit berechnen die vier Betreiber – E-Plus, O2, Telekom und Vodafone – zwischen 3,36 und 3,39 Cent pro Minute für die Weiterleitung eines Anrufs von einem anderen Anbieter ins eigene Netz. Der Entwurf der Netzagentur sieht vor, dass die Beträge ab dem 1. Dezember um etwa die Hälfte sinken sollen, auf einheitlich 1,85 Cent pro Minute. Ab Dezember kommenden Jahres sollen es nur noch 1,79 Cent sein.

Eine Pflicht, die sinkenden Gebühren weiterzureichen, gibt es nicht. Doch sie sind einer der wichtigsten Posten bei der Berechnung der Preise für die Endkunden. Wegen der Konkurrenz zwischen den Anbietern ist daher davon auszugehen, dass auch die Preise für die Verbraucher sinken.

Mobile Daten nehmen zu

Die Bundesnetzagentur begründete die Preissenkung mit einem geänderten Nutzerverhalten. „Immer weniger Kosten werden durch den Sprachverkehr verursacht“, erklärte der Präsident der Bundesnetzagentur, Jochen Homann. Stattdessen gebe es einen „deutlichen Anstieg der Datenmengen“ – also etwa durch Surfen im Netz oder das Versenden von E-Mails. Gehe das Aufkommen an Telefonaten zurück, müssten sie auch einen geringeren Teil an den Gesamtkosten des Mobilfunknetzes tragen, so die Begründung der Behörde.

Eine Umfrage, die der Bundesverband der digitalen Wirtschaft am Montag vorstellte, ergab, dass 13,7 Millionen Deutsche regelmäßig mit ihrem Handy ins Internet gehen. Angesichts dessen, dass 42 Millionen bereits internetfähige Telefone besitzen, ist davon auszugehen, dass die mobile Nutzung von Datenverbindungen weiter zunimmt.

Die Netzbetreiber lehnten den Entwurf erwartungsgemäß ab. So bezeichnete Vodafone ihn als „dramatische Absenkung“. Geld für den Ausbau der Infrastruktur werde damit fehlen. Das sieht Homann anders: Die Absenkung lasse den Unternehmen Spielraum, weiterhin ihre Investitionen in den Breitbandausbau voranzutreiben.

Die Absenkung zum Dezember tritt zunächst vorläufig in Kraft. Die Netzbetreiber haben vier Wochen Zeit, sich zu äußern, dann geht der Entwurf an die EU. In der Vergangenheit hatten die Stellungnahmen allerdings höchstens zu kleineren Veränderungen geführt. SVENJA BERGT