WOCHENSCHNACK
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Die Redaktion behält sich Abdruck und Kürzen von LeserInnenbriefen vor.

Die veröffentlichten Briefe geben nicht unbedingt die Meinung der taz wieder.

Wer hat Angst vor Rot?

WAHLEN taz-Redakteurin Nina Apin warnt vor roten Maximalforderungen, die CDU vor dem drohenden Kommunismus. Und die LeserInnen?

Bodo Ramelow in dem tiefen Schatten des Manns mit dem Bart Foto: dpa

Maximalforderung

betr.: „Das große Unbehagen“, taz vom 4. 4. 17

Dass ich in der taz einmal lesen muss, ein Spitzensteuersatz von 53 Prozent sei eine „Maximalforderung“, die eine Partei nicht regierungsfähig mache, hätte ich auch nicht gedacht. Von 1975 bis 1989 lag der Spitzensteuersatz bei 56 Prozent. Damals hießen die Kanzler Helmut Schmidt und Helmut Kohl.

KLAUS BAILLY, Lübeck

Eine Zumutung

betr.: „Das große Unbehagen“, taz vom 4. 4. 17

Dieser Titelseitenkommentar, der eindeutig in Schröders Horn bläst und die Leser quasi auffordert, bei der Bundestagswahl doch das CDU-lastige Realo-Spitzenpaar zu wählen statt das „Duo Wagenknecht/Lafontaine, ist gelinde ausgedrückt eine Zumutung für eure Leser!

Wir haben ja zur Genüge erlebt, was bei SPD/Grün so an „fortschrittlicher Politik“ herauskommt: Rentenkürzungen, Zeitarbeitsfirmen, Harz IV, Privatisierungen, schlechte Krankenversorgung. Bitte keine solchen Wahlaufrufe! MONIKA WAGNER-HAASE, Bremen

Der AfD nah?

betr.: „Das große Unbehagen“, taz vom 4. 4. 17

Hoffentlich kommt die AFD nicht auf die Idee, Geld für die Sanierung von Schulen zu fordern. Nach der Logik von Nina Apin müsste die Linke dann nämlich fordern, die Schulen verfallen zu lassen. Sonst ist sie den Forderungen der AFD nämlich mehr als nah und damit eigentlich eine Rechte?

Intelligente Argumentation einer taz-Kolumnistin habe ich mir irgendwie anders vorgestellt.

HEIKE JELLEN, Düsseldorf

Zu viel Lafontaine

betr.: „Das große Unbehagen“, taz vom 4. 4. 17

Selbst dann, wenn man Schröder Rachsucht unterstellt, kommt man bei einem gesunden Realismus an seinen Aussagen nicht vorbei.

Wozu braucht die SPD die Linke? „Gerechtigkeit“ kann die SPD alleine! Sie soll sich, wie Schulz das verkörpert, auf ursozialdemokratische Werte konzentrieren, um ihr altes Wählerpotential zu mobilisieren und neues hinzuzugewinnen. Der SPD können die Fantastereien und Maximalforderungen der Linken nur schaden. In der Außen- und Europapolitik, im Verhältnis zur Nato, aber auch in den neuerlichen Aussagen zur Steuerpolitik ist der Dissens offensichtlich.

Ich bin Sozialdemokrat ohne Parteibuch und rechne mich durchaus zum linken Flügel. Mir treibt es die Nackenhaare hoch, wenn ich mir vorstelle, dass es auf Bundesebene eine Koalition mit diesen Kläffern und Wadenbeißern gibt, die in der Vergangenheit nichts anderes zu tun hatten, als in der SPD ihren Feind zu sehen. Diesem Muster folgen Wagenknecht und Kipping in ihrer geradezu bornierten Haltung ja immer noch. Sollte ihnen entgangen sein, dass die Partei unter 10 Prozent dümpelt und sich ihre Wähler vielleicht entschließen könnten, zur SPD zu wechseln? Die Partei hat zu viel Familie Lafontaine und zu wenig Gysi und Ramelow.

Die SPD muss im September nur stärkste Kraft werden!

NANI VAN DER PLOEG, KÖLN

Neurotisch

betr.: „Das große Unbehagen“, taz vom 4. 4. 17

Auf der einen Seite schreiben Sie, Nina Apin, dass seitens der CDU plumpe Manöver gefahren werden. Und nach Prof. Dr. Mausfeld bleibt immer was hängen, seien die Absichten noch so durchschaubar, wenn es nur oft genug erwähnt wird. Und dann schreiben Sie von einer „Hardcoresozialistin“ Sahra Wagenknecht und einem „Linkspopulisten“ Oskar Lafontaine? Nach Ansicht vieler Beobachter ist es genau umgekehrt: Viele SPDler haben zur Linkspartei ein neurotisches Konkurrenzverhältnis. In Gesprächen von Wagenknecht (allerdings im Internet – nicht in der Zeitung) höre ich immer wieder, dass sich die reformwilligen Kräfte zusammentun sollten, früher nannte man das mal: linke Kräfte.

Heute fragen sich nicht nur Linke, sondern bürgerliche Kräfte, wie ich, ob Aufrüstung der richtige Weg zur Schaffung dauerhaften Friedens ist, einer gerechten Welt. Noch mehr Waffen – das will Ursula von der Leyen, das ist der Weg der CDU. Der der SPD – hier denke ich an Willy Brandt, Egon Bahr – ist das nicht.

Wie schreibt Klaus-Peter Klauner in den LeserInnnenbriefen derselben Ausgabe: Von der SPD blieb nur Asche übrig nach Schröders Amoklauf, seiner Bastapolitik. Die hatte weder etwas mit der SPD zu tun noch mit der Demokratie. Auch Helga Schneider-Ludorff schreibt mal wieder einen trefflichen Leserbrief: Schäuble will Syriza zu Fall bringen.

Auch Hartmut Wohler warnt vor der GroKo – die Parteien machen nur noch Gesetze für den Erhalt der Parteien. Was hat das noch mit Demokratie zu tun?

Auch mit Wagenknecht und Lafontaine gäbe es keinen Systemsturz, so mächtig sind die Parteien in der Welt des Neoliberalismus nicht mehr. NORBERT VOSS, Berlin

Viel maximaler

betr.: „Das große Unbehagen“, taz vom 4. 4. 17

Es gibt gute Gründe, Sahra Wagenknecht und Oskar Lafontaine nicht zu mögen. Deren „Maximalforderungen (Spitzensteuersatz von 53 Prozent, 10 Euro Mindestlohn)“ gehören nicht dazu. Zumal, aber dies erschließt sich nur aufmerksamen Leser*innen der taz, das „moderatere“ Duo Katja Kipping und Bernd Riexinger noch viel maximaler ist. Denn erstens unterstützen diese Schafe im Wolfspelz auch die Forderung, den von SPD und Grünen verdienstvollerweise abgesenkten Spitzensteuersatz auf ein Niveau anzuheben, das nur knapp unter dem im kommunistisch regierten Schweden liegt. Und zum Zweiten fordern sie sogar, den Mindestlohn auf unfassbare 12 (sic!) Euro anzuheben – da könnte die taz ja gleich dichtmachen …

HEINER DRIBBUSCH, Düsseldorf

An allem schuld

betr.: „Das große Unbehagen“, taz.de vom 3. 4. 17

Die Linke biedert sich noch nicht genug an, sie soll noch pflegeleichter werden. Bis nix mehr von ihr übrig ist. Deshalb die „guten Ratschläge“ von Medien und Politikern an Die Linke, sie möge doch bitte Lafontaine und Wagenknecht kaltstellen. Wagenknecht und Lafontaine sind an allem schuld. Wenn SPD und Grüne nicht die Prozente holen, die sich Zeitungen wie die taz wünschen, muss es halt an den beiden liegen. Wer an dem System rüttelt, bekommt auf die Rübe.

Welche linke, soziale Politik haben denn SPD und Grüne in den letzten Jahren gemacht? Die Aussicht, dass die SPD sich wieder besinnt, beschert der SPD ja gerade wieder neuen Aufwind, obwohl es zu Rot-Rot-Grün kommen könnte.

Mal gucken, wie das ausschaut, wenn die SPD wirklich die Absicht hat, mit der FDP zu koalieren. MATZE38, taz.de

Die Partei …

betr.: „Das große Unbehagen“, taz.de vom 3. 4. 17

Als Anarchotaoist*in liebe ich es, frei aus dem Tao Te King zu zitieren:

„Die Partei, die sich die Linke nennt, ist nicht die linke Partei.“

anarchotaoist*in, taz.de